Handchir Mikrochir Plast Chir 2012; 44 - A20
DOI: 10.1055/s-0032-1308842

Chirurgie der weiblichen Genitale – mehr als nur Labioplastik

T Gohla 1
  • 1Aesthetik Zentrum Karlsruhe, Karlsruhe, Deutschland

Fragestellung und Einleitung: In den letzten Jahren nehmen ästhetische-plastische Eingriffe im Genitalbereich der Frau auch in Deutschland zu. Trotzdem besteht sowohl bei den Patientinnen als auch bei überweisenden Ärzten Unsicherheit, welche Ärzte sich wirklich auf diesem Gebiet auskennen und derlei Eingriffe regelmäßig mit Routine durchführen. Die Intimchirurgie wird hierzulande kontrovers diskutiert. Für die Gegner handelt es sich schlicht um mutilierende Eingriffe. Die Behandler bewegen sich somit in einem medico-legalen Spannungsfeld.

Methoden und Ergebnisse: Von 04/2009–01/2012 führten wir bei 240 Patientinnen intimchirurgische Eingriffe durch. Da es sich bei der weiblichen Genitalregion unserer Auffassung nach um eine ästhetische Einheit handelt führten wir, auf Wunsch der Patientinnen, neben der Verkleinerung der Labia minora auch noch zusätzliche Eingriffe durch. Unser ästhetisches Gesamtkonzept beinhaltet unter anderem die Volumenaugmentation bzw. Straffung der äußeren Schamlippen, die Klitorishäubchenplastik, die Straffungsoperation durch posteriore Kolporrhaphie, die Venushügelmodellierung, die Hymenplastik und auch die Behandlung von Vaginismus sowie die G-Punktaugmentation. Als Füllmaterialen kamen, je nach Wunsch der Patientin, Eigenfett oder Hyaluronsäure zur Anwendung.

Bei der reinen Verkleinerung der inneren Schamlippen, dem am häufigsten durchgeführten Eingriff genügt eine örtliche Betäubung in Kombination mit einer Analgosedierung. Im Vorfeld wird gemeinsam das Resektionsausmass nach den Wünschen der Patientin geplant und mit einem wasserfesten Stift angezeichnet. Dies sollte unbedingt vor Einspritzen des Lokalanästhetikums erfolgen. Durch das starke Aufquillen des Gewebes nach Instillation des Lokalanästhetikums könnte es nämlich zu einer nachfolgenden Überrresektion oder aber zu unerwünschten Verziehungen und Verformungen kommen.

Ergebnisse: Von 04/2009–08/2011 führten wir bei 200 Patientinnen eine Verkleinerung der inneren Schamlippen durch.

In unserer eigenen Praxis kamen vor allem folgende Techniken zur Anwendung: die Lazy S-Resektion, die Keilexzision und die superiore bzw. inferiore Lappenplastik.

Unser einfacher, klinisch orientierter Algorithmus sieht wie folgt aus: nach Erhebung des Lokalbefundes fragen wir die Patientinnen genau, was sie als störend empfinden. Viele Frauen, vor allem dunkler Hautfarbe, stört der dunkle Randsaum der inneren Schamlippen. In diesen Fällen kommt die Lazy S-Technik, also die Resektion entlang des äußeren Schamlippenrandes zur Anwendung, da dies, zumindest in unseren Händen, die sicherste Methode ist, dieses Problem zu beseitigen. Die dieser Methode in der Literatur vorgeworfene Gefahr der kontrakten schmerzhaften Narbe, konnte ich in unserem Patientengut nicht feststellen.

In allen anderen Fällen, in denen die Frauen eben den Erhalt des dunklen Randsaumes wünschen kommen die verschiedenen Formen der Keilresektion oder die Lappenplastiken mit ihren Variationen zur Anwendung.

Schlussfolgerung: Unter Einhaltung der plastisch-chirurgischen Grundprinzipien lässt sich bei exakter chirurgischer Technik mit den angewandten Methoden ein in nahezu allen Fällen funktionell und ästhetisches sehr gutes Ergebnis erzielen mit einer sehr hohen Rate an Patientenzufriedenheit. Der auf dem Gebiet tätige plastische Chirurg sollte den ihn aufsuchenden Patientinnen die gesamte Bandbreite intimchirurgischer Eingriffe anbieten können.