Handchir Mikrochir Plast Chir 2012; 44 - A14
DOI: 10.1055/s-0032-1308837

Ästhetische Chirurgie in der Zentralen Notaufnahme: Utopie oder realistische Notwendigkeit?

E Sarantopoulos 1, H Menke 1
  • 1Klinikum Offenbach, Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie, Offenbach, Deutschland

Einleitung: Die „Plastische Chirurgie“ hat vier Säulen: „Rekonstruktive Chirurgie“, „Handchirurgie“, „Ästhetische Chirurgie“ und „Verbrennungschirurgie“.

In der Zentralen Notaufnahme haben die Säulen der Plastischen Chirurgie wie die Hand- und die Verbrennungschirurgie seit längerer Zeit ihren Platz gefunden. Könnte eine weitere Säule, nämlich die Ästhetische Chirurgie, ebenso notwendig für die Notfallversorgung der Patienten sein?

Durch Fallbeispiele und eine Serie von Photos wird die realistische Notwendigkeit der ästhetischen Chirurgie in der Zentralen Notaufnahme dargestellt.

Patienten und Methoden: In der Zentralen Notaufnahme unserer Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie – Zentrum für Schwerbrandverletzte – werden täglich mehrere Patienten behandelt. Die Patienten werden uns sowohl mit Handverletzungen und Verbrennungen als auch mit Gesichtsverletzungen zugewiesen. Verletzungen wie Schnitt- und Platzwunden, Bissverletzungen, infizierte Atherome, komplexe Wunden im Rahmen von Polytraumata gehören zu den häufigsten Behandlungen im Gesichtsbereich aus plastischer chirurgischer Sicht. Des Weiteren wenn Organe wie die Nase, die Ohren, die Lider und die Lippen betroffen sind, dann ist ihre Rekonstruktion in der Regel etwas komplizierter und häufig verlangt einen mehrsichtigen Wundverschluss.

Alle Patienten werden mit feinem Nahtmaterial (6–0) unter Luppenbrillensicht versorgt. Der Wundverschluss tieferer Wunden wird mehrsichtig durchgeführt. Bei Ohrverletzungen mit Knorpelbeteiligung findet eine Knorpelrekonstruktion statt. Lidverletzungen werden im Sinne einer modifizierten Ober- oder Unterlidplastik versorgt. Nach Wundverschluss erfolgt die Applikation von Steri-Strips. Abhängig vom Verletzungsmechanismus (z.B. Bissverletzungen) oder/und die Notwendigkeit einer i.v. Antibiotikatherapie erfolgt die weitere Behandlung des Patienten unter stationären Bedingungen.

Ergebnisse: Am Anfang wundern sich die Patienten, dass ein Plastischer Chirurg in der Zentralen Notaufnahme tätig ist. Aber nach Abschluss der Behandlung freuen sie sich, von ihm in einer notfallmäßigen Situation behandelt zu werden.

Schlussfolgerung: Der Blick in den Spiegel ist für viele Menschen ein Blick auf ihr Selbstbewusstsein, auf ihre Akzeptanz im Freundeskreis, auf ihren Erfolg am Arbeitsplatz. Auffällige Narben könnten im schlimmsten Fall einen Menschen für sein restliches Leben stigmatisieren. Aufgrund dessen sollte die Versorgung bei Gesichtsverletzungen unter Respekt der ästhetischen Einheiten stattfinden und die betroffenen Regionen sollten nicht nur notfallmäßig sondern auch optimal rekonstruiert werden. Der zunehmende Anspruch der Patienten auf fachspezifischer Behandlung – auch in einer notfallmäßigen Situation – verlangt die Beteiligung des Plastischen Chirurgen und macht somit die Ästhetische Chirurgie zusammen mit der Hand- und Verbrennungschirurgie erforderlich in der Zentralen Notaufnahme.