Gesundheitswesen 2012; 74 - P37
DOI: 10.1055/s-0032-1307377

Gesundheit und sozialer Status von 5–6-jährigen Kindern in Bayern: Analyse von Daten aus der Schuleingangsuntersuchung und den Gesundheits-Monitoring-Einheiten

R Schulz 1, G Hölscher 1 U Nennstiel-Ratzel 1 für die GME-Studiengruppe
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim

Ziel: In Bayern werden seit 2004 im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung (SEU) in sechs Regionen – sogenannten Gesundheits-Monitoring-Einheiten (GME) – zusätzliche Daten erhoben. Das Zusammenführen von SEU- und GME-Daten sollte die Gewinnung neuer Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen der Gesundheit von 5–6-jährigen Kindern und dem sozialen Status ihrer Elternhäuser ermöglichen.

Methoden: In den sechs GME-Regionen erhalten Eltern von schulpflichtig werdenden Kindern zusammen mit der Einladung zur SEU einen Fragebogen, in dem sie gebeten werden, Angaben zur Gesundheit ihres Kindes sowie zur sozioökonomischen Situation der Familie zu machen. Die jeweils anonymisierten GME- und SEU-Daten wurden für die Untersuchungsjahre 2004/2005, 2005/2006 und 2006/2007 zusammengeführt (n=16.035). Auf der Basis einer Sozialindex-Variable, die aus den GME-Daten generiert wurde, wurden die SEU-Daten zur Versorgung (z.B. Impfungen, U-Untersuchungen) sowie die Untersuchungsergebnisse (Seh-/Sprachtest, Feinmotorik etc.) analysiert.

Ergebnisse: Die Datenauswertung zeigt für fast alle Aspekte der Versorgung und Untersuchung einen deutlichen Sozialgradienten: Je niedriger der soziale Status ihrer Elternhäuser ist, umso häufiger weisen die Einschulungskinder gesundheitliche Defizite auf, sie haben weniger Gesundheitschancen und mehr Gesundheitsrisiken. Die einzige Ausnahme sind Impfungen: Kinder aus Familien mit hohem sozialen Status sind seltener vollständig geimpft.

Diskussion: Die SEU ist die wichtigste Datenquelle, um Erkenntnisse über die Gesundheit einer Jahrgangskohorte von 5–6-jährigen Kindern zu gewinnen. Durch die erstmalige kombinierte Auswertung der SEU- und GME-Daten konnte gezeigt werden, dass der soziale Status der Familie einen starken Einfluss auf die Gesundheit und die Versorgung von Einschülern hat. Diese Erkenntnisse können helfen, Präventions- und Interventionsmaßnahmen des ÖGD noch zielgruppenspezifischer auszurichten und durchzuführen.