Gesundheitswesen 2012; 74 - V64
DOI: 10.1055/s-0032-1307328

Frühkindliche Karies und assoziierte Risikofaktoren bei Kleinkindern im Land Brandenburg

M Deichsel 1, G Rojas 2, K Lüdecke 3, R Heinrich-Weltzien 1
  • 1Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde, Universitätsklinikum Jena
  • 2Stadt Brandenburg an der Havel, Fachbereich Jugend, Soziales und Gesundheit, Fachgruppe Gesundheit, Zahnärztlicher Dienst
  • 3Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg, Abteilung Gesundheit, Referat Gesundheitsberichterstattung und Infektionsschutz

Zielstellung: Erfassung der frühkindlichen Karies bei 0- bis 3-Jährigen im Land Brandenburg in Beziehung zum Gesundheitsverhalten der Eltern und dem Sozialstatuts.

Methoden: Es wurde der Kariesbefall von 661 Kindern, die in Kindertagesstätten (Kitas) und von Tagesmüttern/-vätern in 10 Kreisen und kreisfreien Städten betreut wurden, nach WHO Standard (1997) durch kalibrierte Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes erfasst. Die Eltern der untersuchten Kinder beantworteten einen Fragebogen zu Mundhygiene- und Ernährungsgewohnheiten sowie zu ihrem Sozialstatus, der mit dem Brandenburger Sozialindex bestimmt wurde. Die Daten wurden anonymisiert verknüpft. Zusammenhänge zwischen fragebogenbasierten Variablen und des Kariesbefalls wurden mit der multivariaten logistischen Regressionsanalyse ermittelt.

Ergebnisse: Die Kariesprävalenz betrug 7,4% auf d1- und 5,3% auf d3-Niveau. 25–36 Monate alte Kinder (11,4/8,2%) wiesen eine signifikant höhere Kariesprävalenz auf als 13–24 Monate alte Kinder (2,4/1,7%; p=0,001). Der Kariesbefall betrug 0,3 (±1,1) dmft und der SiC Index 0,8 (±2,0) dmft. 2% der Kinder vereinten 52% des Kariesbefalls auf sich. Kinder mit niedrigem und mittlerem Sozialstatus sowie Kinder mit nächtlichem Flaschenkonsum hatten ein signifikant höheres Risiko an Karies zu erkranken (OR 8,67, p<,0001; OR 2,14, p=0,042; OR 2,11, p=0,041) als Kinder mit hohem Sozialstatus und Kinder ohne nächtliche Flaschengabe.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass der Sozialstatus der Kinder/ihrer Eltern als soziale Determinante der Mundgesundheit einen höheren Risikofaktor darstellen als negative Mundhygiene- und Ernährungsgewohnheiten. Intersektorale Präventionsprogramme im Setting Kindertagesstätte sind der prioritär zu favorisierende Public Health Ansatz, um eine sozial bedingte gesundheitliche Benachteiligung zu kompensieren.