Gesundheitswesen 2012; 74 - V61
DOI: 10.1055/s-0032-1307325

Human-Biomonitoring aufgrund erhöhter PFC-Belastungen im Kölner Grundwasser

O Weiß 1, A Bunte 1, GA Wiesmüller 1
  • 1Gesundheitsamt Köln, Infektions- und Umwelthygiene

Im Herbst 2009 stellte der örtliche Wasserversorger im Anstrom eines Wasserwerkes eine PFC-Belastung des Grundwassers fest, die auf Einträge von Feuerlöschschäumen auf einem Raffineriegelände zurückzuführen sind. Die PFC-Gehalte im öffentlichen Trinkwasser unterschritten den von der TWK des BMG empfohlenen GOW von 0,3µg/l sicher. Recherchen ergaben, dass innerhalb der Belastungsfahne auch zwei privat betriebene Brunnen zur Trinkwasser-Versorgung vorhanden sind. Im geförderten Wasser eines Brunnens wurden stark erhöhte PFC-Gehalte nachgewiesen (Brunnen A: max. 13µg/l). Hauptkomponenten sind PFOS (ca. 70%), PFHxS und H4PFOS (je ca. 13%). Die Belastungsdauer ist nicht exakt ermittelbar, betrug vermutlich >8 Jahre. Um festzustellen, ob das Brunnenwasser bei den betroffenen Personen zu einer inneren Belastung geführt hat, wurde eine HBM-Untersuchung durchgeführt. Die höchsten PFC-Konzentrationen im Blutplasma wurden bei den Personen nachgewiesen, die Wasser aus dem Brunnen A nutzten. Bei allen Teilnehmern wurden im Vergleich zu anderen Studien stark erhöhte PFHxS-Belastungen (Min 12/Median 32/Max 205µg/l) festgestellt. Die PFOA-, PFOS- und PFHxS-Konzentrationen im Blutplasma sind auf die Nutzung des PFC-belasteten Wassers über mehrere Jahre zurückzuführen. Eine Gesundheitsgefährdung ist nach derzeitigem Kenntnisstand unwahrscheinlich. Das Beispiel zeigt, dass nicht nur das Trinkwasser zu kontrollieren ist, sondern bereits im Vorfeld von Wasserwerken Grundwasseruntersuchungen durchgeführt werden sollten, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Bei Kleinanlagen kann es auf Grund eines eingeschränkten Untersuchungsumfanges zu unerkannten Belastungen kommen. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung trinkwasserhygienischer Beurteilungswerte (LW, GOW) und des Human-Biomonitorings.