Erkrankungen aus der Gruppe der Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen (ICD 10 F43) gehören zu den häufigen psychischen Störungen. Sie sind allerdings in den diagnostischen Manualen eher unpräzise definiert. Eine besondere Form der Reaktion auf belastende Lebensereignisse sind Verbitterungsaffekte, die in der Folge einer großen Zahl unterschiedlicher Lebensereignisse auftreten können, deren psychologische Gemeinsamkeit das Erleben von Ungerechtigkeit, Herabwürdigung und Hilflosigkeit ist. Bei stärkerer Intensität der Verbitterung kommt es zu einer „Posttraumatischen Verbitterungsstörung (Posttraumatic Embitterment Disorder=PTED)“, die gekennzeichnet ist u.a. durch den Leitaffekt der Verbitterung, sowie Intrusionen, Hyperarousal, Herabgestimmtheit, Vermeidung involvierter Personen und Situationen, Aggression gegen sich selbst und Dritte bis hin zu Phantasien des erweiterten Suizids. Die Betroffenen lehnen Therapieangebote oft ab, was die PTED zu einer schwer behandelbaren Störung macht. Gutachterlich fallen solche Patienten durch starke Externalisierung aller Probleme auf, was den eigentlichen psychopathologischen Krankheitsprozess verdecken kann. Sie sind regelhaft arbeitsunfähig und wirken häufig arbeitsunwillig, was die Frage der zumutbaren Willensanstrengung aufwirft. Juristische Auseinandersetzungen und sozialmedizinische Forderungen werden in den verbitterten Rachefeldzug integriert, was rationale Problemlösungen erschwert und Gutachter mit in den Krankheitsprozess einbezieht. Ein neuer Behandlungsansatz ist die sog. Weisheitstherapie, die sich als Variante der kognitiven Verhaltenstherapie an Forschungsergebnissen der modernen Weisheitspsychologie orientiert und Fähigkeiten zur Bewältigung unlösbarer Probleme vermittelt.
Literatur:
Linden M et al: The Post-Traumatic Embitterment (PTED). Hogrefe & Huber, Bern, 2007; Baumann K & Linden M: Weisheitskompetenzen und Weisheitstherapie. Pabst Verlag, Lengerich, 2008; Linden M et al.: Embitterment. Springer, Wien 2011