Gesundheitswesen 2012; 74 - V1
DOI: 10.1055/s-0032-1307265

Implementierung eines partizipativen Gesundheitskompetenztrainings in Maßnahmen der Arbeitsmarktintegration – Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Projekt

M Heinmüller 1, K Horns 1, K Seeger 1, H Gündel 2, P Angerer 3, H Limm 2
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München
  • 2Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm
  • 3Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät, Heinrich Heine Universität Düsseldorf

Zielsetzung: Im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Gesundheitsförderung von Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit sollte ein Konzept entwickelt werden, das es ermöglicht, Angebote der Gesundheitsförderung in arbeitsmarktpolitische Fördermaßnahmen zu integrieren.

Methoden: Zweistufige Intervention: Zunächst wurden pädagogische Mitarbeiter der teilnehmenden Maßnahmen zum „Gesundheits-Coach“ qualifiziert (3-tägige Schulung); anschließend boten sie im Rahmen ihrer Fördermaßnahme ein Gesundheitskompetenztraining an, das auf „Motivierender Gesprächsführung“ und partizipativen Gruppenaktivitäten basierte. Regelmäßige Fallbesprechungen dienten dem Erfahrungsaustausch und der fachlichen Unterstützung der Coaches.

Die Effekte wurden in einer kontrollierten Studie untersucht. Hauptzielparameter waren die subjektive Gesundheit (SF12), Nebenzielparameter Ängste und Depressivität (HADS). Die Prozessevaluation fokussierte auf die Aspekte Umsetzung, Reichweite und Akzeptanz.

Ergebnisse: 365 erwerbsfähige SGB II-Leistungsempfänger (44±11 Jahre, 58% Frauen) wurden eingeschlossen, 79% nahmen am Follow-up nach 3 Monaten teil, 41% nach 1 Jahr (bedingt durch die Maßnahmedauer). 70% waren seit ≥5 Jahren ohne Arbeit oder hatten noch nie in Deutschland gearbeitet, 36% hatten Migrationserfahrung. Die Studienteilnehmer schätzten ihre Gesundheit im Vergleich zur Referenzpopulation deutlich schlechter ein, 47% wiesen erhöhte Werte für Ängste auf, 35% für Depressivität.

Nach 3 Monaten zeigte sich im Interventionsarm eine signifikante Verbesserung der psychischen Funktionsfähigkeit und der Werte für Ängste und Depressivität, während sich im Kontrollarm keine Veränderungen fanden. Nach 1 Jahr blieben die Effekte stabil.

Die Prozessevaluation zeigte eine gute Umsetzung der Intervention, die von Maßnahmenträgern, Gesundheits-Coaches und Teilnehmern durchwegs positiv bewertet wurde.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse belegen sowohl Bedarf, Akzeptanz und Umsetzbarkeit als auch die Wirksamkeit der Intervention.

Sponsoren: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Referat für Arbeit und Wirtschaft der Stadt München, Beschäftigungspakt 50 TOP! des JobCenters Region Hannover