Pneumologie 2012; 66 - A12
DOI: 10.1055/s-0032-1306405

Beeinflusst die PAP-Therapie das kardiovaskuläre Risiko?

M Treml 1, K Richter 1, C Priegnitz 1, WJ Randerath 1
  • 1Krankenhaus Bethanien gGmbH Solingen

Einleitung: Schlafbezogene Atmungsstörungen tragen zum kardiovaskulären Risiko (CV-Risiko) bei. Derzeit wird an einem Diagnostikverfahren gearbeitet, welches anhand der photoplethysmographisch aufgezeichneten Pulswelle eine Bestimmung des CV-Risikos im Rahmen einer Poly(somno)grafie ermöglichen soll (ASIC). Bislang wird das CV-Risiko z.B. durch den ESH/ESC-Score für Patienten veranschlagt, der von Geschlecht, Rauchverhalten, Blutdruck und Cholesterinwerten abhängt. Inwieweit die PAP-Therapie auf das derart bestimmte CV-Risiko Einfluss hat, ist unklar.

Methodik: 8 unselektierte Patienten (1 w, 61,4±15,0 Jahre, 27,9±5,4kg/m2) erhielten in unserem Schlaflabor eine diagnostische Polysomnografie. Aus deren photoplethysmographischer Pulswelle wurde der ASIC CV-Risikoindex zwischen 0 und 1 (=maximales Risiko) bestimmt. Überdies wurden anamnestische Daten zur Bestimmung etablierter CV-Risiko-Indices erhoben. Nach einem Nutzungszeitraum der verordneten PAP-Therapie (CPAP/ASV/Bilevel) von 39 bis 262 Tagen erhielten dieselben Patienten eine identische Untersuchung unter Therapie. Die Werte zum CV-Risiko und eine Reihe weiterer Größen vor und während Therapie wurden ausgewertet, um erste Hinweise auf mögliche Zusammenhänge zu erhalten.

Ergebnisse:

Pat-Nr.

AHI (/h)

Arousals (/h)

Therapienutzung

ASIC CV-Risiko

ESH/ESC Score

prä

post

prä

post

Tage

h/Nacht

prä

post

prä

post

1

14,9

18,3

68,6

17,3

91

0,5

1

1

4

5

2

3,8

6,6

7,7

17,1

134

2,8

0,43

0

2

2

3

69,0

1,0

77,9

17,7

195

9,2

1

1

3

3

4

8,8

4,2

15,1

23,7

182

k.A.

0,14

0,07

2

2

5

18,0

5,5

21,8

41,4

75

7,4

1

0,97

4

4

6

24,9

0,3

44,7

18,4

202

0,5

1

0,57

4

4

7

40,4

0,9

32,5

41,9

39

8,6

0,93

1

2

3

8

7,6

3,6

13,9

13,8

262

3,9

1

0,4

2

2

MW
±SD

23,4
±21,8

5,1
±5,8

35,3
±26,3

23,9
±11,3

147,5
±75,5

4,7
±3,7

0,8
±0,3

0,6
±0,4

2,9
±1,0

3,1
±1,1

Die im Mittel fünfmonatige PAP-Therapie führte zur deutlichen Besserung des AHI, zudem zeigte sich bei 4 von 8 Patienten eine Reduktion des ASIC-CV-Risikos. Unter jenen Patienten ohne eine derartige Besserung fanden sich nur solche mit initial sehr hohem Risiko. Bezüglich des ESH/ESC-Risikos ergaben sich kaum Änderungen, lediglich leichte Verschlechterungen bei zwei Patienten.

Schlussfolgerung: Bislang zeigt sich ein heterogenes Bild mit tendenzieller Reduktion des ASIC-CV-Risikos nach PAP-Therapie. Deutliche Zusammenhänge zwischen ASIC-CV-Risiko und AHI-Änderungen sind nicht ersichtlich. Die Daten unterstützen jedoch die Annahme, dass bei einzelnen Patienten eine PAP-Therapie mit verringertem ASIC-CV-Risiko einhergehen kann. Möglicherweise reagiert dieser pulswellenbezogene Parameter empfindlicher auf eine Herz-Kreislauf-Modulation durch PAP-Therapie als die ESH/ESC-Score. Weitere standardisierte Untersuchungen sind nötig, um umfangreichere Langzeitergebnisse zu erhalten.