Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0032-1306000
Lagerung von Blutprodukten – Längere Verwendbarkeit von Thrombozytenkonzentraten
Publication History
Publication Date:
21 February 2012 (online)
Die bakterielle Verunreinigung von Blutpräparaten ist in den westlichen Industrieländern die häufigste Ursache für transfusionsbedingte infektiöse Komplikationen, besonders betroffen sind hiervon Thrombozytenkonzentrate. Dieses Risiko ist am höchsten mit älteren Konzentraten, sodass die Lagerdauer in Deutschland auf 4 Tage beschränkt ist. Tanja Vollmer und ihre Kollegen an der Ruhr-Universität Bochum haben einen Ansatz entwickelt, mit dem am Ende der maximalen Lagerdauer bestimmt werden kann, ob tatsächlich eine bakterielle Kontamination besteht.
Transfusion Medicine 2011; 21: 175–182
Mithilfe einer durchflusszytometrischen Screening-Methode kann in der täglichen Routine sicher nachgewiesen werden, ob ein Thrombozytenkonzentrat nach 4-tägiger Lagerung bakteriell kontaminiert ist. Das ist das wesentliche Ergebnis von Vollmer et al., die ihre Ergebnisse mithilfe des vor kurzem entwickelten BactiFlow-Tests vorgestellt haben. Entsprechend negativ getestete Konzentrate können somit für Patienten verwendet und müssen nicht verworfen werden.
Insgesamt untersuchte die Arbeitsgruppe über 14 Monate Proben von 472 Thrombozytenkonzentraten am Ende der 4-tägigen Lagerungsperiode. Verwendet wurde der BactiFlow-Schnelltest zum semiquantitativen Nachweis lebensfähiger Bakterien, als Kontrolle dienten konventionelle automatisierte aerobe und anaerobe Blutkulturen (BacT / Alert).
Mithilfe der Blutkulturen fanden sich insgesamt 3 positive Proben, 2 davon erst am Ende der 7-tägigen Kultivierung der anaeroben Probe (Nachweis von Propionibacterium spp.). Beide Konzentrate waren zu diesem Zeitpunkt bereits transfundiert worden, wobei Klinik und Blutkulturen des betreffenden Patienten unauffällig blieben.
Eine Probe erwies sich im aeroben und anaeroben Ansatz nach 1 Tag der Inkubation als positiv (Nachweis von Staphylococcus aureus), was im BactiFlow sofort erkannt wurde; das entsprechende Thrombozytenkonzentrat konnte verworfen werden, bevor es zu einer Transfusion kam.
Der BactiFlow ergab falsch positive Ergebnisse bei 8 Konzentraten (1,7 %). Weitere 8 zeigten zunächst eine positive Reaktion, konnten in einem 2. Durchlauf nach 2-stündiger Inkubation aber als negativ identifiziert werden. Damit ergab sich für 463 von 472 Thrombozytenkonzentraten eine Verlängerung der Lagerdauer; von diesen waren 273 am Tag bereits transfundiert worden, sodass insgesamt 191 Konzentrate übrig blieben, die unter den geltenden Vorgaben unnötigerweise verworfen worden wären.
Mithilfe eines Bakterien-Schnelltests kann die Verwendbarkeit von Thrombozytenkonzentraten um einen Tag verlängert werden, ohne dass für die Patienten das Risiko für eine bakterielle Übertragung erhöht würde. Darüber hinaus können vermehrungsfähige Bakterien am Ende der Lagerdauer schneller erkannt werden als mithilfe der traditionellen Blutkulturen, und die betroffenen Konzentrate kommen nicht zum Einsatz. In Anbetracht der knappen Ressourcen, was Blut und Blutkomponenten betrifft, ist dies eine wertvolle Ergänzung für die Transfusionsmedizin. Eine Automatisierung des Schnelltests ist möglich, lohnt sich aber nur bei hohem Probendurchsatz.
Dr. Elke Ruchalla, Trossingen