Pneumologie 2012; 66 - P458
DOI: 10.1055/s-0032-1302811

Neue Horizonte für die Mediastinoskopie: Entwicklung einer transoralen Mediastinal-Chirurgie auf der Basis von NOS (natural orifice surgery)

W Klemm 1, T Wilhelm 2, G Leschber 1, J Harlaar 3, A Kerver 4, GJ Kleinrensink 4, AT Nemat 5
  • 1Evangelische Lungenklinik Berlin
  • 2Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf-/Hals- und plastische Gesichtschirurgie HELIOS-Klinikum Borna
  • 3Department für Chirurgie, Medizinisches Zentrum der Erasmus Universität Rotterdam
  • 4Department für Neurowissenschaftliche Anatomie, Medizinisches Zentrum der Erasmus Universität Rotterdam
  • 5Klinik für Thoraxchirurgie und Thorakale Endoskopie HELIOS-Klinikum Erfurt

Hintergrund:

In den letzten Jahren ist die Minimalisierung der Zugangswege in den meisten chirurgischen Disziplinen rasch vorangeschritten und hat ihren vorläufigen Höhepunkt in den Techniken über natürliche Körperöffnungen (NOS) gefunden. Ziel dieser Bemühungen ist die Verminderung des chirurgischen Traumas unter Erhalt oder Verbesserung der Qualität des Eingriffs. Wir haben einen transoralen Zugangsweg zum Mediastinum entwickelt und diesen in präklinischen Versuchen auf seine Machbarkeit und Sicherheit hin überprüft.

Methodik:

In einer experimentellen anatomischen Studie führten wir bei 5 frisch gefrorenen menschlichen

Leichen über eine mittlere sublinguale Inzsion mittels eines 6mm Trokars eine optische Schere in die prätracheale Region ein. Mithilfe zweier zusätzlicher bi-vestibularer Arbeitstrokare, Gasinsufflation mit 6–10mmHg Druck und Einführen der Videokamera über den mittleren Trokar konnte ein übersichtlicher Arbeitsraum geschaffen und die gesamte prätracheale, paratracheale, tracheobronchiale und subbifurkale Region dargestellt und deren Lymphknoten komplett entfernt werden. In einer Folgestudie wurde das gleiche Vorgehen an 5 lebenden Schweinen erfolgreich durchgeführt und die Auswirkungen 2 Tage beobachtet. Alle Modelle wurden anschließend seziert.

Ergebnisse:

In allen Fällen wurden die anvisierten Zielregionen erreicht und es war keine Konversion erforderlich. Die anatomischen Grenzstrukturen (Truncus brachiocephalicus, Nervi laryngei recurrentes, V. azygos, V. cava, A. pulmonalis, Oesophagus, Pleura mediastinalis) konnten übersichtlich dargestellt, die üblichen Lymphknoten-Stationen reseziert und über den mittleren Zugang geborgen werden. Der zervikale Zugangsweg und die präparierte mediastinale Region wiesen bei den sich jeweils anschließenden anatomischen Sektionen keine Schädigung auf. Bei den Tieren trat ein Serom in der Halsregion auf, das in der anatomischen Gegebenheit begründet liegt.

Schlussfolgerungen:

In dieser präklinischen Studie konnte gezeigt werden, dass das Mediastinum über einen transoralen Zugangsweg endoskopisch ohne Hautschnitt erreichbar ist. Eine vollständige Kompartmentresektion der üblichen Lymphknotenstationen ohne Schädigung der benachbarten anatomischen Strukturen ist möglich.