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DOI: 10.1055/s-0032-1301667
Erstmanifestation einer Absencen-Epilepsie im Rahmen der Abklärung eines ADHS des Erwachsenenalters
Einleitung: Das ADHS beginnt im Kindesalter und persistiert oft bis ins Erwachsenenalter. Im Rahmen der ADHS-Diagnostik im Erwachsenenalter wird u.a. zur Durchführung eines EEG geraten. Während im Kindesalter die Absencen-Epilepsie eine wichtige Differenzialdiagnose des ADHS darstellt, sind de novo Epilepsien im Erwachsenenalter als Ursache einer Aufmerksamkeitsstörung Raritäten.
Kasuistik: Eine 40-jährige Patientin stellte sich in unserer Spezialambulanz „ADHS des Erwachsenenalters“ aufgrund einer zunehmenden Aufmerksamkeitsstörung und weiteren ADHS- typischen Symptomen vor. Die geforderten Kriterien für die Diagnose erfüllte sie unzureichend, da ein Beginn der Erkrankung in der Kindheit nicht eindeutig auszumachen war, zusätzlich eine komorbide Depression und Persönlichkeitsstörung vorlagen. Hinweise auf stattgehabte epileptische Anfälle ergaben sich anamnestisch nicht. Im einem erstmals durchgeführten EEG sowie in weiteren Kontrollableitungen, zeigte sich überraschend ein intermittierendes generalisiertes 2.5–3/s Spike-Wave-Muster über max. vier Sekunden, so dass sich die Verdachtsdiagnose einer Absencenepilepsie aufdrängte. Nach Erhebung der Fremdanamnese und gezielten Anfallsanamnese, konnte nicht nur die Absencenepilepsie bestätigt werden, sondern auch eine Zunahme der Anfallsfrequenz unter der Therapie mit Quetiapin und Escitalopram. Im Verlauf kam es schließlich unter Umstellung von Escitalopram auf Bupropion bei Beibehalten des Quetiapins zum erstmaligen Auftreten von tonisch-klonischen Anfällen, sodass die Patientin stationär-neurologisch aufgenommen und auf Lamotrigin eingestellt wurde.
Diskussion: Eine de novo Absenceepilepsie im Erwachsenenalter ist eine Rarität, weshalb diese als Differenzialdiagnose zum ADHS meist nicht berücksichtigt wird. Um so mehr ist das EEG als Monitoringinstrument gerade bei Psychiatriepatienten ein wichtiges Diagnostikum, da diese besonders durch krampfschwellenverändernde Medikamente gefährdet sind.