Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - P098
DOI: 10.1055/s-0032-1301648

Evidence der neurologischen Rehabilitation mit Systemen in der virtueller Realität (VR) – Zusammenfassung der aktuellen Studienlage

M Ebke 1, U Schulze-Althoff 2, T Claus 1, P Becker 1
  • 1Dr. Becker Rhein Sieg Klinik, Nümbrecht
  • 2Kassa Health GmbH, Düsseldorf

Einleitung: Neurologische Rehabilitation entwickelt sich zu einer modernen evidenz-basierten Behandlungsform. Eine zunehmend mehr eingesetzte Therapieoption ist das Training in der virtuellen Realität (VR). Belegt über funktionell kernspintomographische Daten ist die neuroplastische Wirksamkeit. Unklar ist der Indikationsrahmen, die Effektgröße, die Nachhaltigkeit und Perspektive dieser Behandlungsform.

Methoden: Anhand des Cochrane Stroke Group Trials Register (bis Oktober 2011), the Cochrane Central Register of Controlled Trials (The Cochrane Library 2010), MEDLINE (1950 to Oktober 2011), EMBASE (1980 bis Oktober 2011) sowie weiterer sieben Datenbanken wird die aktuell publizierte Datenlage zum Thema Neurorehabilitation in der virtuellen Realität hinsichtlich Indikationen, Fallzahlen, Effektgrößen, Studiendesign und Messergebnissen aufgearbeitet.

Ergebnisse: Zwei Metaanalysen (1,2) zur Schlaganfallrehabilitation in der VR (560 Teilnehmern) konnten nur einen unsicheren Effekt (betroffener Arm, ADL-Relevanz) belegen. Bei extrapyramidal-motorischen Erkrankungen (7 Studien), Schädelhirnverletzungen unterschiedlichen Schweregrades (12 Studien) sowie in der Rehabilitation bei Cerebralparese (4 Studien) stellt sich kein eindeutiger Benefit dar. Kombiniert wird die Methode z.T. mit Telerehabilitation (3 Untersuchungen) und Gangtrainertherapie (4 Untersuchungen). Nicht einheitlich ist über alle Untersuchungen hinweg die Placebo-Gruppe definiert. Lebensqualitätsaspekte wurden nicht erfasst.

Diskussion: Obwohl mit den technischen Möglichkeiten in der VR Instrumente für den breiten Einsatz in Therapieprogrammen zur Verfügung stehen, führt Inkongruenz von Studiendesign, Fehlen der Definition von Placebokontrollen sowie Fehlen multizentrisch erhobener Daten zu einer sehr unbefriedigenden Datenlage. Vor dem Hintergrund von sich aktuell modifizierenden Studienprotokollen (3,4) werden Konsequenzen für zukünftige neurorehabilitativ ausgerichtete Untersuchungen diskutiert.

Literatur: 1) Laver KE, George S, Thomas S, Deutsch JE, Crotty M. Virtual reality for stroke rehabilitation. Cochrane Database Syst Rev. 2011 Sep 7;9:CD008349. 2) Saposnik G, Teasell R, Mamdani M, Hall J, McIlroy W, Cheung D, Thorpe KE, Cohen LG, Bayley M; Stroke Outcome Research Canada (SORCan) Working Group. Effectiveness of virtual reality using Wii gaming technology in stroke rehabilitation: a pilot randomized clinical trial and proof of principle. Stroke. 2010 Jul;41(7):1477-84. 3) Straker LM, Campbell AC, Jensen LM, Metcalf DR, Smith AJ, Abbott RA, Pollock CM, Piek JP. Rationale, design and methods for a randomised and controlled trial of the impact of virtual reality games on motor competence, physical activity,and mental health in children with developmental coordination disorder. BMC Public Health. 2011 Aug 18;11:654 4) Straker LM, Abbott RA, Piek JP, Pollock CM, Davies PS, Smith AJ. Rationale,design and methods for a randomised and controlled trial to investigate whether home access to electronic games decreases children's physical activity. BMC Public Health. 2009 Jun 29;9:212.