Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - P018
DOI: 10.1055/s-0032-1301568

Messung myelinspezifischer TH1/TH17 Antworten als diagnostisch-prädiktives Mittel bei klinisch isoliertem Syndrom und multipler Sklerose

S Kürten 1, G Pommerschein 1, C Duffy 1, F Sammer 1, GR Fink 2, M Schroeter 2, CC Kaiser 2
  • 1Institut I für Anatomie, Köln
  • 2Klinik für Neurologie, Uniklinik Köln, Köln

Die multiple Sklerose (MS) ist die häufigste neurologische Erkrankung bei jungen Erwachsenen, ausgezeichnet durch eine intra- und interindividuelle Heterogenität. Autoreaktive T-Zellen zeigen vor allem einen proinflammatorischen TH1/TH17-Phänotyp. Die antigenspezifische pro-inflammatorische IFN-/IL–17-Antwort steht in enger Assoziation mit dem klinischen Verlauf der Erkrankung im Tiermodell der MS. Ein Anstieg der antigenspezifischen Antwort stand in Verbindung mit dem Beginn der Erkrankung und ging der weiteren Krankheitsprogression voraus. Im Proteolipidprotein Peptid 139–151-Modell in der SJL-Maus spiegelte die Dynamik der IFN-/IL–17 Zytokinantwort im Blut Beginn, Remission und erneuten klinischen Schub wider, im Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG) Peptid 35–55-Modell ging der chronische Krankheitsverlauf mit gleichbleibend erhöhten Zytokinantworten einher. Ziel dieses Projekts ist es, longitudinale Messungen von antigenspezifischen TH1/TH17 Zytokinantworten im Blut von Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom (CIS) und MS als diagnostisch-prädiktive Marker zu evaluieren. Die Messungen erfolgen mittels ELISPOT (enzyme-linked immunospot technique). Mononukleären Zellen werden alle drei Monate aus dem peripheren Blut separiert und in IFN-/IL–17 ELISPOTs auf ihre antigenspezifische Antwort gegen MP4 (Fusionsprotein aus Myelin-Basischen-Protein MBP und dem Proteolipid-Protein PLP), Tetanus und Zytomegalievirus (CMV) getestet. Die Stärke der IFN-/IL–17-Antwort im Blut wird mit der Krankheitsschwere und der Zeit bis zum nächsten Schub korreliert. In ersten Versuchen (Testung n=50 Gesunde, n=10 CIS, n=5 MS-Patienten) zeigte sich eine MP4-spezifische TH17-Antwort im peripheren Blut als charakteristisch für CIS-Patienten mit Hochrisikokonstellation. Ziel ist der Nachweis in einem größeren Patientenkollektiv, das die Messung antigenspezifischer T-Zellen im peripheren Blut eine einfache und effiziente Methode für die Prädiktion des MS-Verlaufs ist.