Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V153
DOI: 10.1055/s-0032-1301536

Hochauflösende MRT und Neurophysiologie bei Vestibularisparoxysmie: Widerspruch oder Zusammenhang?

C Best 1, J Gawehn 2, F Thömke 1, W Müller-Forell 2, M Dieterich 3
  • 1Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
  • 2Abteilung für Neuroradiologie der Universitätsmedizin Mainz, Mainz
  • 3Neurologische Klinik, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, München

Fragestellung: Die Vestibularisparoxysmie stellt das neurovaskuläres Kompressionssyndrom des achten Hirnnerven (1) mit bisher teils widersprüchlichen Befunden dar. Ziel der aktuellen Studie war die Durchführung einer prospektiven, standardisierten Untersuchung bei Patienten mit Vestibularisparoxysmie (2), um die in der Vergangenheit widersprüchlichen Ergebnisse (3) neu zu evaluieren.

Methoden: Es wurden 20 Patienten prospektiv mittels standardisiertem MRT Protokoll einschließlich 3D CISS Sequenzen und TOF MR-Angiographie untersucht. Zusätzlich erfolgten eine ausführliche neurologische und orthoptische Untersuchung sowie audio-vestibuläre Zusatzuntersuchungen.

Ergebnisse: Ein neurovaskuläres Kompressionssyndrom zwischen dem achten Hirnnerven und einem Blutgefäß konnte bei allen Patienten nachgewiesen werden. Die Distanz zwischen dem Ort des Kontaktes und dem Eintritt in den Hirnstamm variierte zwischen 0mm und 10,2mm. In 15 Fällen wurde das komprimierende Gefäß als AICA, in zwei Fällen als PICA, in zwei Fällen als Vene und in zwei Fällen als A. vertebralis identifiziert. Bei zwei Patienten bestanden bilaterale Kontakte, bei zwei weiteren zeigten sich zwei Kontakte auf einer Seite. Bei fünf Patienten konnte kein audio-vestibuläres Defizit nachgewiesen werden. Bei neun Patienten bestand ein audio-vestibuläres Defizit passend zu der bildgebend identifizierten Seite. Bei weiteren sechs Patienten zeigte sich ein uneinheitliches Bild mit Zeichen einer Funktionsstörung und gleichzeitig einer gesteigerten Erregbarkeit in den audio-vestibulären Untersuchungen.

Schlussfolgerungen: Durch die Kombination aus bildgebenden und neurophysiologischen Verfahren können Befunde bei Patienten mit Vestibularisparoxysmie sinnvoll interpretiert werden. Die Kombination aus Bildgebung, klinischem Befund und neurophysiologischen Untersuchungen stellt damit die Basis zur diagnostischen Einordnung und Kontrolle einer Therapie im Verlauf bei der Vestibularisparoxysmie dar.

Literatur: (1) Brandt und Dieterich, Lancet 1994 (2) Hüfner et al., Neurology 2008 (3) Markowski et al., Med Sci Monit 2011