Rehabilitation (Stuttg) 2012; 51(01): 1
DOI: 10.1055/s-0031-1301288
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rehabilitation und Betrieb

Rehabilitation and Business
K.-H. Köpke
,
F. Schliehe
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Publication Date:
06 February 2012 (online)

An einer erfolgreichen Rehabilitation wirken viele mit. Zuallererst sind die Rehabilitanden selbst zu nennen. Ohne ihre aktive Mitwirkung ist ein nachhaltiger Erfolg nicht vorstellbar. Die Ergebnisse der neueren Rehabilitationsforschung zeigen, dass die Patientenorientierung von Rehabilitationseinrichtungen einschließlich der Partizipation an Therapieentscheidungen für moderne Rehabilitationskonzepte unerlässlich ist. Auch die Bedeutung des Arbeitsplatzes bzw. des Betriebes für den therapeutischen Prozess steht schon seit längerem im Fokus, insbesondere wird nach effektiven Kooperationsformen gesucht (z. B. [1]). Dabei geht es u. a. um die Anpassung von Arbeitsplätzen an den gesundheitlichen Status von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die Stufenweise Wiedereingliederung und den Eingliederungserhalt bis hin zur langfristigen beruflichen Integration. Alle Maßnahmen sind nicht zuletzt vor dem Hintergrund demografischer Entwicklungen und der gesetzlichen Verlängerung der Lebensarbeitszeit zu sehen.

Ein weiterer Gesichtspunkt kommt hinzu. Es existiert bereits eine Vielzahl von auch gesetzlich geregelten und von den Sozialversicherungsträgern unterstützten betriebsbezogenen Maßnahmen, die dem Gesundheits- und Arbeitsschutz, der Betrieblichen Gesundheitsförderung, dem Betrieblichen Eingliederungsmanagement und somit der Beschäftigungssicherung ebenso dienen wie der Wiedereingliederung nach erfolgreicher Rehabilitation. Häufig sind die verschiedenen Bereiche und Aktivitäten mit Blick auf den Betrieb noch zu wenig aufeinander bezogen bzw. abgestimmt. Die Lage ist aus betrieblicher Sicht oft zu unübersichtlich, und es existieren zu viele Ansprechpartner. Dabei mag es gerade für die Akteure in der Rehabilitation noch nicht selbstverständlich sein, beispielsweise Betriebliche Gesundheitsförderung mit rehabilitationsbezogenen Maßnahmen und Fragen der beruflichen Integration unmittelbar im Zusammenhang zu sehen und miteinander zu koordinieren.

Mit ausgewählten Beiträgen möchten wir in diesem Heft dazu beitragen, verschiedene Politik- und Maßnahmenfelder stärker integrativ zu betrachten und Betriebe bzw. Unternehmen in den Vordergrund zu rücken. Der Beitrag von Köpke zur Betrieblichen Gesundheitsförderung beruht auf qualitativen Befragungen von verantwortlichen Personen aus Klein- und Mittelbetrieben in einer norddeutschen Region. Trotz vieler überregionaler Initiativen auf der betrieblichen Ebene bestehen noch erhebliche Entwicklungspotenziale. Der Beitrag beschreibt beachtenswerte Perspektiven zum frühzeitigen Aufdecken von Rehabilitationsbedarf.

Der ergänzende Beitrag von Ramm et al. zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement in Klein- und Mittelbetrieben – ebenfalls auf einer qualitativen Studie beruhend – geht auf die Voraussetzungen einer erfolgreichen Umsetzung rechtlicher Anforderungen ein. Auch hier wird Entwicklungsbedarf gesehen. Das Thema wird fortgesetzt mit einem Erfahrungsbericht aus betriebsärztlicher Sicht. Glomm verdeutlicht die umfangreichen Mitwirkungsmöglichkeiten der betriebsärztlichen Ebene und hebt insbesondere die Kooperationsbeispiele mit Rehabilitationsträgern hervor. Schließlich geben Friemelt und Ritter einen Überblick über Unterstützungsangebote für Betriebe und Unternehmen aus Sicht der Rentenversicherung. Alle Beiträge bieten zahlreiche Verzahnungspunkte, sind damit gleichzeitig eine Aufforderung zu mehr Kooperation und Koordination im Sinne des SGB IX.

Die exemplarischen Abhandlungen werden ergänzt durch 2 zur Diskussion auffordernde Beiträge aus rechtlicher Sicht, und zwar zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement und zur Stufenweisen Wiedereingliederung durch Integrationsämter (Friedrich) sowie zur Mitbestimmung des Betriebsrates beim Betrieblichen Eingliederungsmanagement (Wenning-Morgenthaler). Auch auf den Tagungsbericht von Lamprecht und Bartel sei hingewiesen, der die „Rehabilitation als Brückenpfeiler zwischen medizinischer Versorgung und beruflicher Integration“ behandelt und u. a. auch arbeitsplatzbezogene Aspekte thematisiert.

2 zusätzliche wissenschaftliche Beiträge beziehen sich auf Erfahrungen von onkologischen Patientinnen und Patienten bei Rückkehr zur Arbeit (Böttcher et al.) sowie auf die „berufliche Zukunft“ bei sozialmedizinisch bedeutsamen Problemlagen (Bönisch et al.). Worringen berichtet zudem über eine Fachtagung zur Patientenschulung.

 
  • Literatur

  • 1 Hesse B, Heuer J, Gebauer E. Rehabilitation aus der Sicht kleiner und mittlerer Unternehmen: Wissen, Wertschätzung und Kooperationsmöglichkeiten – Ergebnisse des KoRB-Projektes. Rehabilitation 2008; 47: 324-333