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DOI: 10.1055/s-0031-1298588
Die Endodontie im Aufwind
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
06. Juni 2012 (online)
Lange hat dieses Gebiet, gemeint ist die Endodontologie, ein Schattendasein geführt. Es mag vielen Zahnärzten, die sich der Zahnerhaltung verpflichtet sehen, nicht entgangen sein, dass besonders in den letzten 10 bis 15 Jahren wesentliche, zumeist technische Entwicklungen und Neuerungen Einzug in die Praxis gehalten haben. Diese erleichtern heute die zuweilen mühselige Arbeit bei der Wurzelkanalbehandlung und lassen diese in angenehmerem Licht erscheinen. Dies ist sicher einer der Gründe, dass die Zahl der Kolleginnen und Kollegen deutlich zugenommen hat, die sich der Endodontologie ausschließlich oder schwerpunktmäßig widmen – letztendlich zum Wohle unserer Patienten. Will man jedoch die Endodontologie nicht nur auf die klassische Wurzelkanalbehandlung reduzieren, so fällt dem Interessierten gleichfalls auf, dass in jüngster Vergangenheit die Pulpabiologie und hier insbesondere die Regeneration von pulpalem Gewebe die Gedanken der Forschenden bewegen. Unter anderem von Stammzellen, die aus der Pulpa und dem Parodont stammen, und von Wachstumsfaktoren ist die Rede. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, dass diesem Zweig die Zukunft gehört, zumal es bereits auch vielversprechende klinische Ansätze gibt.
Darüber hinaus haben sich in Deutschland die Strukturen, die der Endodontologie angemessene Entfaltungsmöglichkeiten bieten und den Rahmen für eine qualifizierte Weiter- und Fortbildung bilden sollen, in eine erfreuliche Richtung entwickelt. Es gibt gewissermaßen seit gestern – seit 2011 – eine „große“ Gesellschaft, welche die Interessen dieser Disziplin vertritt: die Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) mit nahezu 1000 Mitgliedern. Die DGET ist das Ergebnis des Zusammenschlusses der DGEndo und der AGET (Arbeitsgemeinschaft für Endodontologie und Traumatologie der DGZ). Dies ist umso bemerkenswerter, als auf der einen Seite eine von engagierten Praktikern ins Leben gerufene Gesellschaft (DGEndo) und auf der anderen Seite eine im Wesentlichen von „Universitätsleuten“ getragene wissenschaftliche Vereinigung (AGET/DGZ) zusammenkamen. Groß waren zu Beginn des gegenseitigen Abtastens die Vorbehalte; unüberwindlich erschienen manche Gräben. Aber siehe da: mit dem gemeinsamen Ziel vor Augen, die Endodontologie zu fördern und zu stärken, wuchs das gegenseitige Vertrauen doch schneller als erwartet und legte den entscheidenden Grundstein für die Zusammenführung. Die Gründung dieser Gesellschaft darf für die deutsche Endodontologie als Meilenstein betrachtet werden. Die Erwartungen und Ansprüche sind sicherlich hoch; ich bin jedoch zuversichtlich, dass man diesen in Zukunft durch das „Zusammengehen“ der an Endodontologie Interessierten aus Praxis und Hochschule und damit der Bündelung endodontologischer Stoßkräfte gerecht werden kann. Allerdings gilt auch hier: „Gut Ding will Weile haben“.
Wer nun in diesem Heft einen endodontischen Beitrag sucht, der wird auch fündig. Es geht in diesem Artikel um ein nach wie vor aktuelles Thema, um die elektrometrische Längenbestimmung. Dieser kommt im Übrigen aus der Abteilung eines maßgeblichen Wegbereiters der Endodontologie in den letzten 25 Jahren: Herrn Prof. Dr. Löst aus Tübingen. Selbstverständlich finden Sie in diesem Heft weitere interessante Beiträge wie zum Sinuslift, zu Kiefer- und Gesichtsschmerzen und zur Frage der Praxisbewertung.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe der Zahnmedizin up2date.