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DOI: 10.1055/s-0031-1298317
Fragen und Antworten zum Schmallenberg-Virus
Publication History
Publication Date:
21 March 2012 (online)
Herr Alexander Weiss aus dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe gibt Antworten zum aktuellen Wissensstand über das Schmallenberg-Virus.
Um was für ein Virus handelt es sich bei dem Schmallenberg-Virus?
Das Schmallenberg-Virus ist ein Orthobunyavirus aus der Familie der Bunyaviridae. Vertreter dieser Familie sind in Europa bisher nicht aufgetreten.
Wie erfolgt die Virusübertragung?
Bei den anderen Vertretern der Orthobunyaviridae, insbesondere dem bekannteren Akabane-Virus, erfolgt die Übertragung durch Stechmücken und Gnitzen, es ist daher davon auszugehen, dass auch beim Schmallenberg-Virus die Virusübertragung durch stechende Insekten erfolgt.
Welche Tierarten sind betroffen und welche Symptome zeigen die erkrankten Tiere?
Bisher sind nur Hauswiederkäuer, also Rind, Schaf und Ziege betroffen. Im Herbst zeigten betroffene Rinder Fieber, Milchleistungsrückgang und Diarrhö. Typischer sind aber die jetzt auftretenden Aborte bei Schafen mit charakteristischen Missbildungen, insbesondere Arthrogrypose, Hydranenzephalie und Kleinhirnhypoplasie. Ähnliches wird auch bei Kälbern beobachtet. Ein Infektionsverdacht sollte geäußert werden, wenn die typischen Missbildungen festgestellt werden.
Wie viele Betriebe sind bislang in Deutschland betroffen?
Bisher sind 314 Betriebe in ganz Deutschland betroffen.
Ab wann gilt die Meldepflicht für Deutschland?
Im März soll die Änderung der Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten beschlossen werden.
Gibt es Behandlungs- und/oder Prophylaxemöglichkeiten und was kann der Landwirt zum Schutz seines Bestands tun?
Direkte Behandlungs- oder Prophylaxemöglichkeiten existieren bisher nicht. Durch Repellenzien können die Tiere vor der Übertragung des Virus in begrenztem Maße geschützt werden.
Wie sollte der behandelnde Tierarzt agieren?
Betroffene Aborte sollten unbedingt zur Untersuchung gelangen. Möglichst sollte auch eine Blutprobe des Muttertiers asserviert werden.
Besteht ein Infektionsrisiko für den Menschen?
Bunyaviren zeigen zwar ein breit gefächertes Wirtsspektrum aber, nach heutigem Erkenntnisstand ist davon auszugehen, dass das Schmallenberg-Virus, ähnlich dem verwandten Akabane-Virus, nicht auf Menschen übertragbar ist.
Wie schnell kann ein Impfstoff entwickelt und zugelassen werden?
Die Entwicklung eines Impfstoffs dauert im Normalfall 5 bis 8 Jahre. Im Eilverfahren wäre es innerhalb von 2 Jahren möglich.
Russland und Mexiko haben eine Importsperre für trächtige Rinder und Schafe, sowie für Rindersamen und -embryonen aus Deutschland verhängt. Besteht auch die Gefahr, dass Fleisch oder Milch infiziert sein können?
Das Virus wird relativ schnell aus den betroffenen Tieren eliminiert, sodass dieses Risiko gering sein sollte.
Herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen, Herr Weiss.