Z Gastroenterol 2012; 50 - P4_45
DOI: 10.1055/s-0031-1295931

Chronische Hepatitis C Infektion: Herausforderung Alter

C Röder 1, S Jordan 1, L Hoepner 1, N Pudelski 1, M Supplieth 2, AW Lohse 1, J Schulze zur Wiesch 1, S Lüth 1
  • 1I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2Institut für medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Die Zulassung neuer Substanzen hat die Erfolgsaussichten für viele Patienten mit chronischer Hepatitis C verbessert. Die Gruppe der älteren Patienten stellt weiterhin eine große Herausforderung dar. Ein schlechteres Therapieansprechen ist bekannt. Ärzten und Patienten stehen einer Therapie wegen befürchteter schlechter Verträglichkeit zurückhaltend gegenüber [1,2,4]. In einer retrospektiven Datenbankanalyse wurden therapienaive Pat. > 60 Jahre mit chronischer Hepatitis C Genotyp 1–3, die sich von 2001 bis 2008 in der Leberambulanz des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf vorstellten, analysiert. Es wurden 99 Pat. eingeschlossen. 48 erhielten eine HCV-Therapie, davon wurden 40 mit Peg-Interferon und Ribavirin (RBV) behandelt, 8 mit GT 1 erhielten ein anderes Therapieregime. 51 Pat. blieben unbehandelt. Das Durchschnittsalter lag bei den Untherapierten bei 65,7, bei den Therapierten bei 63,8 Jahren. Komorbiditäten fanden sich bei 43,1% bzw. 35,4%. Als Gründe für die Therapielosigkeit wurde am häufigsten das Patientenalter angegeben (50%), gefolgt von Komorbiditäten (16,3%). Die SVR-Rate bei Genotyp 1 lag bei 34,4%, bei Genotyp 2/3 lag die SVR-Rate bei 75%. Die SVR-Rate aller mit Peg-IFN und RBV behandelten Pat. lag bei 47,5%. Hauptgrund für einen Therapieabbruch war ein Nicht-Ansprechen (61,5%). Nebenwirkungen und Komorbidität spielten mit jeweils 8,3% eine untergeordnete Rolle. Das Auftreten von Nebenwirkungen bei Pat. > 60 Jahre unterschied sich nicht im Vergleich zu Pat. < 60 Jahre. In unserer Analyse zeigen sich niedrige SVR-Raten bei Pat. > 60 Jahre mit GT 1. Eine zurückhaltende Indikationsstellung zur Therapie aufgrund von Komorbiditäten und Nebenwirkungen, die zum Therapieabbruch führen könnten, erscheint unbegründet. Die Ergebnisse sollten zu einem Therapieversuch bei älteren Pat. nach Abwägung der Risiken ermutigen, insbesondere aufgrund der steigenden Lebenserwartung sowie der beschleunigten Krankheitsprogression im Alter [3,5].

Literatur: [1] Cainelli F. (2008) Hepatitis C Virus Infection in the Elderly. Drugs Aging: 25: 9-18 [2] Gramenzi A, Conti F, Fellline E. (2010) Hepatitis C Virus-related chronic liver disease in elderly patients: an Italian cross-sectional study. Journal of Viral Hepatitis, 17: 360-366. [3] Monica F, Lirussi F, Pregun I, et al. (2005) Hepatitis C virus infection in a resident elderly population: A 10-year follow-up study. Digestive and liver Disease 38: 336-340. [4] Floreani A. (2009) Liver disorders in the elderly. Best practice and Research Clinical Gastroenterology 23: 909-917. [5] Marcus E.-L. (2005) Chronic Hepatitis C Virus Infection in older Adults. Clinical Infectious Diseases 41:1606-12.