Rehabilitation (Stuttg) 2011; 50(06): 353
DOI: 10.1055/s-0031-1295468
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entwicklungen in der neurologischen Rehabilitation

Developments in Neurological Rehabilitation
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Publication Date:
01 December 2011 (online)

In diesem Heft erscheint ein weiteres Update der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaft (DGRW), und zwar zur neurologischen Rehabilitation (ohne Frührehabilitation). Das von Schupp erstellte Update zu einem zentralen Indikationsbereich der medizinischen Rehabilitation wurde insbesondere mit Bezug auf die Rehabilitation Erwerbstätiger verfasst. Soweit nicht direkt berufsbezogene Sachverhalte angesprochen werden, dürften wesentliche Aussagen jedoch auch für die neurologische Rehabilitation älterer Menschen gelten, die wegen der Altersabhängigkeit vieler neurologischer Erkrankungen zahlenmäßig einen großen Anteil ausmacht. Bei der Auswertung statistischer Daten zeigte sich, dass trotz der Vielfalt und großen Bedeutung der neurologischen Rehabilitation der Indikationsbereich „Neurologie“ nach wie vor nicht als eigener Bereich der ICD ausgewiesen wird, sondern auf andere Indikationsgruppen der ICD (z. B. Schlaganfall bei Herzkreislauf-Erkrankungen) aufgeteilt ist.

Insgesamt kommt das Update zu dem Ergebnis, dass die bisherige „holistische Herangehensweise“ in der neurologischen Rehabilitation durch neue evidenzbasierte Interventionen weiterentwickelt wurde und dass zeitliche oder andere Restriktionen zum Teil aufgefangen werden konnten. Im Einzelnen zeigt der Beitrag die Entwicklungen am Beispiel verschiedener neurologischer Krankheitsbilder auf. So wird die Entwicklung für funktions- und aktivitätsbezogene Interventionen, für die Behandlung von Extremitäten (Arm, Hand, Stehen, Gehen) sowie ferner für die Bereiche Management von Spastik und Schmerz, Nahrungsaufnahme, Schlucken, Kommunikation, Kognition und psychische Komorbiditäten aufgezeigt. Insbesondere für die Organisation neurorehabilitativer Maßnahmen (z. B. als Intervallbehandlung), aber auch für die Nachsorge und die Langzeitbehandlung (5 Jahre und mehr) wird erheblicher Forschungsbedarf festgestellt. Ein konkreter Umsetzungsbedarf wird bei der Anpassung der Heilmittelrichtlinien an die neuen Entwicklungen gesehen.

Die weiteren Beiträge in diesem Heft beziehen sich auf unterschiedliche Themen und Studien. Die Untersuchung von Sibold et al. zeigt Faktoren auf, von denen die Teilnahme erwerbstätiger Rehabilitanden mit chronischen Rückschmerzen an der Nachsorge abhängt. Dabei erweist sich, dass berufsbegleitende Programme schwierig umzusetzen sind. Eine Studie von Schubert et al. versucht mangels einer gemeinsamen Datenbasis der Leistungsträger, anhand eines bevölkerungsrepräsentativen Ansatzes Fragen der Inanspruchnahme zu klären. Die Zugehörigkeit zur sozialen Schicht spielt danach – im Unterschied zu Gesundheitsindikatoren – keine Rolle für die Inanspruchnahme. Der Beitrag von Nagl und Farin untersucht die patientenseitige Erfassung des Rehabilitationserfolgs am Beispiel der 3 Diagnosen Brustkrebs, chronisch-ischämische Herzkrankheit und chronischer Rückenschmerz. Er kommt zum Ergebnis, das bisher unzureichend berücksichtigte Konzept könne der klinischen Relevanz aus Patientensicht Rechnung tragen. Ein weiterer Beitrag von Deck et al. befasst sich im Rahmen einer qualitativen Studie mit den Erfordernissen und Bedürfnissen älterer Versicherter in der medizinischen Rehabilitation vor dem Hintergrund der Ausweitung der Lebensarbeitszeit. Gustke et al. untersuchen, ob und inwieweit sich das diagnosespezifische Krankheitsmanagement nach der Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit Adipositas und Asthma bronchiale verändert hat. Ein adäquates Krankheitsmanagement gilt als wesentlich für einen nachhaltigen Erfolg. Der abschließende Beitrag von Rollnik untersucht in einem englischsprachigen Beitrag die Anwendung des „Frühreha-Barthel-Index“. Dieser stellt nach den Untersuchungen ein valides und reliables Assessmentinstrument für die neurologische Frührehabilitation dar.·

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