Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - B22
DOI: 10.1055/s-0031-1295390

Die sFlt-1/PlGF Ratio – neue Serummarker für die Prognose und Prädiktion der Präeklampsie – „from bench to bedside“ in 7 Jahren

S Verlohren 1, J Pape 1, T Engels 1, JW Dudenhausen 1, E Beinder 1, H Stepan 2
  • 1Berlin-Wedding
  • 2Leipzig

Die Präeklampsie ist eine Herausforderung der modernen Geburtsmedizin. Mit Mittelpunkt des Vortrages stehen mit Flt-1 und PlGF zwei klinisch relevante Angiogenesefaktoren, deren automatisierte Messung bereits publiziert wurde. Eine wesentliche Rolle in der Päreklampsiediagnostik spielt der sFlt-1/PlGF Quotient, wobei die Sensitivität mit 82% und die Spezifität mit 95% angegeben wird. Nimmt man weitere Faktoren hinzu, wie Anamnese, Blutdruck, Doppler & PAPP-A/PlGF – frühe Präeklampsie: 77,8 bzw. 86,7%. Interessant ist die Kombination des sFlt-1/PlGF Quotienten mit uterinem Doppler im zweiten Trimenon. Die Doppler-Sonografie allein liefert eine Sensitivität: 67% und eine Spezifität: 76%. Verwendet man hingegen die Kombination aus Doppler + sFlt-1/PlGF Quotient so wurde eine Sensitivität von 89,5% und eine Spezifität von 95% beschrieben. Möglichkeiten und Nutzen des sFlt-1/PlGF Quotienten könnten wir in der klinischen Praxis nutzen: a) Kopplung an das First-Trimester-Screening; b) Kombination mit uterinem Doppler oder anderen Serummarkern (PAPP-A) und c) ggf. Einleitung einer ASS-Prophylaxe. Im zweiten Trimester wäre eine Risikostratifizierung bei High-Risk-Patientinnen möglich, deren Risiko durch die Anamnese, durch pathologische uterine Dopplerbefunde oder durch zusätzliche Grunderkrankungen definiert ist und als Konsequenz eine angepasste Überwachung für die Patientinnen mit hohem Risiko nach sich zieht. Im dritten Trimester hilft der Quotient bei der Klärung klinisch unklarer Situationen, ermöglich die Ausschlussdiagnostik bei „Verdacht auf Präeklampsie“ und erleichtert das Monitoring der klinischen Situation bei diagnostizierter Präeklampsie. Das Ziel sollte die Kurzzeitprädiktion sein: a) sFlt-1/PlGF Quotient <85 verlässliche Vorhersage, dass KEINE PE innerhalb einer Woche eintritt; b) sFlt-1/PlGF Quotient >85 verlässliche Vorhersage, dass PE innerhalb von vier Wochen eintritt.

Literaturempfehlung

  • Akolekar R, Syngelaki A, Sarquis R, Zvanca M, Nicolaides KH: Prediction of early, intermediate and late pre-eclampsia from maternal factors, biophysical and biochemical markers at 11–13 weeks. Prenat Diagn 2011; 31: 66–74.

  • Karumanchi SA, Lindheimer MD: Advances in the understanding of eclampsia. Curr Hypertens Rep 2008; 10: 305–312.

  • Levine RJ, Maynard SE, Qian C, Lim KH, England LJ, Yu KF, Schisterman EF, Thadhani R, Sachs BP, Epstein FH, Sibai BM, Sukhatme VP, Karumanchi SA: Circulating angiogenic factors and the risk of preeclampsia. N Engl J Med 2004; 350: 672–683.

  • Maynard LH, Galuska DA, Blanck HM, Serdula MK: Maternal perceptions of weight status of children. Pediatrics 2003; 111: 1226–1231.

  • Stepan H, Schaarschmidt W, Jank A, Verlohren S, Kratzsch J: [Use of angiogenic factors (sFlt-1/PIGF ratio) to confirm the diagnosis of preeclampsia in clinical routine: first experience]. Z Geburtshilfe Neonatol 2010; 214: 234–238.

  • Verlohren S, Galindo A, Schlembach D, Zeisler H, Herraiz I, Moertl MG, Pape J, Dudenhausen JW, Denk B, Stepan H: An automated method for the determination of the sFlt-1/PIGF ratio in the assessment of preeclampsia. Am J Obstet Gynecol 2010; 202: 161.e1–161.e11.