Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - B18
DOI: 10.1055/s-0031-1295386

Aktueller Stellenwert der PET-CT-Diagnostik bei Genitalmalignomen

W Mohnike 1
  • 1Berlin

Der Einsatz des PET/CT in der Frauenheilkunde liegt mit seinem Schwerpunkt auf der Diagnostik des Mammakarzinoms. Im Rahmen des Tumor- und Lymphknotenstaging erfolgt die Beurteilung des Tumorstadiums im Ganzkörper-Scan unter besonderer Berücksichtigung von Fernmetastasen und Beurteilung des Lymphknotenstadiums. In Abhängigkeit von der Metastasierung erfolgt die Entscheidung über die einzuleitende Therapie. Gleichzeitig wird durch eine therapiebegleitende PET/CT die Effektivität des gewählten Therapieregimes überprüft und ggf. verändert. Ziel ist die Vermeidung von Unter- bzw. Übertherapien im Sinne eines individuellen Therapieansatzes. Skelettszintigrafie, Sonografie und CT Abdomen entfallen. Weitere wichtige gynäkologische Tumore sind das Ovarialkarzinom, die Trophoblasttumore, die Keimzelltumore, das Endometriumkarzinom, das Zervixkarzinom, das Vulavkarzinom, das Karzinom der Bartholinischen Drüse. Diese Tumoren sind jedoch nicht durch Verträge über die integrierte Versorgung (IV) mit den Krankenkassen vereinbart, daher sind jeweils Einzelfallentscheidungen notwendig. Es erfolgen Fallberichte, in denen die Wertigkeit der PET-CT-Diagnostik dargestellt und kritisch hinterfragt wird.

Mammakarzinom: 45-jährige Patientin mit palpatorisch selbsterfasstem Knoten in der linken Mamma; Sonographisch/mammographisch gesichertes NPL vor 1 Woche; Bisher keine Therapie. Befund: Malignomtypischer Glukosemetabolismus multifokal in der linken Mamma im Sinn eines multilokulären Mammakarzinoms. Nachweis einer ausgedehnten links- axillären Lymphknotenmetastasierung sowie einer kleineren Lymphknotenmetastase subpektoral links sowie in der Mammaria-interna-Gruppe links

Zustand nach Ovarialkarzinom mit peritonealer Aussaat: 40-jährige Patientin mit ED eines Ovarialkarzinoms bds. vor 15 Monaten; ein Zyklus Chemotherapie, anschließend OP sowie postoperativ 6 Zyklen Chemotherapie (Carboplatin/Taxol); Nachuntersuchung vor 4 Monaten ohne pathologischen Befund; nun seit 2 Monaten Anstieg der Tumormarker, keine subjektiven Beschwerden; Befund: multilokuläre peritoneale Absiedlungen im Becken sowie multiple Lymphknotenmetastasen im Bereich der Iliakalgefäße, die nach kranial bis in Höhe der rechten Nierenarterie reichen; im Rahmen einer Peritonealkarzinose Infiltration des rechten Leberlappens (keine hämatogenen Metastasen) und bekannte Pleurakarzinose rechts mit malignem Pleuraerguss.

Trophoblasttumor: 39-jährige Patientin mit mehreren Sectiones ceasareae in der Anamnese; vor 1 Jahr fraglicher Abort: Histologie ohne Gravidität; erhöhte Beta-HCG-Werte (passager Erhöhung bis über 600), abfallende Beta-HCG-Werte unter Chemotherapie mit MTX und Actinomycin-D; in der CT des Thorax im Vergleich zu einem Vorbefund progrediente Herdläsion in der linken Spitze; Befund: malignomtypischer Glukosemetabolismus im Bereich mediastinaler Lymphome und eines pulmonalen Herdes als Metastasen eines Trophoblasttumors.

Metastasen eines Melanoms in das linke Ovar: 33-jährige Patientin mit abdomineller Beschwerdesymptomatik seit 3 Monaten; sonografie: Befund einer zystischen Ovarialläsion. Daraufhin Hormonbehandlung ohne Befundänderung; vor 4 Wochen operative Entfernung des Ovarialtumors; Histologie: Anteile eines Keimzelltumors sowie eines Melanoms; CT des Abdomens und der unteren Lungenanteile ohne Befund; Befund: Malignomtypischer Glukosemetabolismus im Bereich von mindestens 2 peritonealen Herden sowie im Bereich einer multilokulären pulmonalen Filialisierung im Sinn einer Peritonealkarzinose sowie einer Lungenmetastasierung. Zur Absicherung der Histologie wurde im Nachgang der PET/CT eine Lungenmetastase operativ entfernt und histologisch aufgearbeitet. Sie ergab Absiedlungen des Melanoms.

Lokalrezidiv eines Endometriumkarzinoms mit Lymphknotenmetastasen: 81-jährige Patientin mit Z.n. abdominaler Hysterektomie mit Adnexektomie bds. vor 4 Monaten wegen eines Endometriumkarzinoms mit Peritonealkarzinose; in der PET/CT-Voruntersuchung vor 3 Monaten Lymphknotenmetastase links paraaortal in Höhe LWK 3 ohne Hinweis auf weitere Organ- oder Lymphknotenmetastasen in der Ganzkörperuntersuchung; Befund: Nachweis einer progredienten retroperitonealen Lymphknotenmetastasierung links paraaortal und rechts iliakal sowie eines neu aufgetretenen Lokalrezidivs im kleinen Becken kranial der Harnblase; Feststellen einer in Ausbildung begriffenen hepatischen Metastasierung ohne signifikantes CT-Korrelat

Hepatisch metastasiertes Zervixkarzinom: 71-jährige Patientin mit Zustand nach Zervixkarzinom, das vor 7 Monaten erstmals diagnostiziert wurde; bis vor 2 Monaten Radiatio wobei dann Seeds implantatiert wurden. Die Chemotherapie musste wegen Unverträglichkeit abgebrochen werden; Befund: Nachweis einer ausgedehnten multilokulären ossären Metastasierung, einer hepatischen und Lymphknotenmetastasierung

Karzinom der Bartholinischen Drüse mit Lymphknotenmetastasen: 43-jährige Patientin vor drei Monaten Schwellung im Bereich der rechten Leistengegend; Sonografie und MRT ohne eindeutige Klärung; vor 2 Monaten laparoskopisch transabdominale präperitoneale Netzplastik rechts bei einer lateralen Inguinalhernie; vor einem Monat Sonografie: weitere Größenzunahme eines Lymphknotens rechts inguinal, Vd. a. Lymphknotenabszess rechts inguinal; daraufhin Exzision offen chirurgisch; Histologie: Metastase eines mäßig differenzierten Plattenepithelkarzinoms, möglicherweise aus der Cervix uteri oder aus dem Analkanal. Die bisherige Primärtumorsuche verlief bei unauffälligem Analkanal (rektale Sonografie) negativ. Befund: Malignomsuspekt erhöhter Glukosemetabolismus im Bereich der rechten Vulva, DD Bartholinitis; kein Nachweis eines Primärtumors im Bereich der Cervix uteri bzw. im Analkanal; die Histologie des OP-Resektats ergab ein Karzinom der Bartholinischen Drüse.

Verträge zur integrierten Versorgung existieren für: Lungenkarzinom (nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom, kleinzelliges Bronchialkarzinom, Lungenrundherd), malignes Lymphom (Non-Hodgkin-Lymphom, Hodgkin-Lymphom), das kolorektale Karzinom, Prostatakarzinom und Mammakarzinom

Literaturempfehlung

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