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DOI: 10.1055/s-0031-1295377
Progesteron und Psyche
Aus der Beobachtung, dass bei Frauen in der zweiten Lebenshälfte doppelt so viel Psychopharmaka verschrieben werden als bei Männern, schloss man schon seit Langem, dass Geschlechtshormone in die Sexualsteroide eingreifen. Genazzani war einer der ersten, der darauf hinwies, dass das Progesteron bzw. die Progesteronmetabolite den GABA-Rezeptor – der in völlig unterschiedlicher Konformation vorkommen kann – besetzt und damit wie ein SSRI wirkt. Dies würde auch die prämenstruelle Verstimmung, sowie die postpartale Depression erklären, vor allem aber die Stimmungsschwankungen, die in der Peri- und Postmenopause auftreten. In allen drei Lebenssituationen fällt das Progesteron ab. Allerdings wird das oral eingenommene Progesteron unterschiedlich metabolisiert, sodass der psychogene Effekt bei der oralen Verabreichung nicht immer gegeben ist; auch synthetische Gestagene sind nicht immer in Lage, den GABA-Rezeptor zu besetzen und damit psychotrop zu wirken. Das ist auch eine Erklärung für das Phänomen, dass die Gestagenbehandlung in der Vergangenheit nicht immer mit einem Erfolg gekrönt war. Für die Frauengesundheit ist dieses Forschungsfeld allerdings wichtig und sollte weiter ausgebaut werden.
Literaturempfehlungen
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