Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO16_11
DOI: 10.1055/s-0031-1293480

Parvovirus B19 Infektion in monochorialer diamnialer Geminigravidität- Unterschiede in der Ausprägung

KM Witteborn 1, B Arabin 1
  • 1Philipps-Universität Marburg, Marburg

Hintergrund: MC Zwillinge teilen sich eine Plazenta. Durch Gefäßanastomosen kann es zum fetofetalen Transfusionssyndrom kommen. Zwei resultierende Folgen können die twin oligo-polyhydramnios sequence (TOPS) und die twin anemia-polycytemia sequence (TAPS) sein. Wir berichten über eine monochoriale diamniale (MCDA) Geminigravidität mit fetaler Anämie, die sich keinem der Muster zuordnen lässt.

Methodik: Klinische Falldarstellung

Ergebnis: Die Patientin stellte sich in der 18. SSW mit MCDA Zwillingen und seropositiver Parvovirus B19 Infektion vor. Sonographisch zeigte nur der kleinere Zwilling Auffälligkeiten mit Ascites und einer erhöhten vmax (> 2 SD) der A. cerebri media. Die Patientin wurde zur Bluttransfusion verlegt. Der kleinere Zwilling starb kurz nach Transfusion von 5ml Blut, vermutlich an kardialer Dekompensation. Der größere Zwilling erhöhte bei gleicher Bluttransfusion seinen Hb-Wert von 10.3 auf 13g/l, worauf eine normale Entwicklung bis zum Spontanpartus in der 39.SSW folgte. Bei der Untersuchung des fetus papyraceus zeigte sich eine Nabelschnurstrangulation ohne Fehlbildungszeichen. Parvovirus B19 DNA wurde mittels real-time PCR im Gewebe von Plazenta und Nabelschnur des Lebendgeborenen und in höheren Konzentrationen in den entsprechenden Geweben des toten Zwillings detektiert.

Schlussfolgerung: Beschriebene Fälle unterschiedlicher Ausprägungen einer Parvovirus B19 Infektion bei MC Zwillingen sind sehr selten. Dies ist der erste Fall unterschiedlicher Ausprägungen einer Parvovirus B19 Infektion bei MC Zwillingen. Das Risiko für die Infizierung beider Feten durch fetofetale Gefäßanastomosen steigt hier an und Differentialdiagnosen werden deutlich schwieriger. In diesem Fall wurde die Verdachtsdiagnose Parvovirus direkt bei der Ultraschalldiagnostik gestellt. Es zeigt sich, dass selbst bei MC Zwillingen nicht nur die Transmissionsrate, sondern auch die immunologische und zirkulatorische Antwort des Feten schon früh im Leben differieren kann. Differentialdiagnostisch können bei MC Zwillingen mit Zeichen der fetalen Anämie also auch andere Gründe der Anämie als TAPS oder TOPS vorliegen.

Abb. 1: Sonographie in der 18. SSW

Abb. 2: Histologie Placenta p.p.

Abb. 3: Real-time PCR Parvovirus B19 in placental, umbilical & fetal tissues p.p.

Literatur: 1) Lopriore E te al. Twin anemia – polycythemia sequence in two monochorionic twin pairs without oligo- polyhydramnios sequence. Placenta 2007; 28: 47 – 51 2) Bekhit MT et al. In Utero treatment of Severe Fetal Anemia due to Parvovirus B19 in One Fetus In a Twin Pregnancy. A Case report and Literature Review. Fetal Diagn Ther 2009;25:153-7 3) Pustilnik et al. Parvovirus B19 infection in a twin pregnancy. Obstetrics & Gynecology. 83(5):834-836, May 1994. 4) Dickinson et al. Discordant fetal infection for parvovirus B19 in a dichorionic twin pregnancy. Twin Res Hum Genet. 2006 Jun;9(3):456-9. 5) Zerbini et al. Symptomatic Parvovirus B19 Infection of One Fetus in a Twin Pregnancy. Clinical Infectious Diseases. 1993;17(2): 262-3. 6) Foster and Allen. Differential Transmission of Parvovirus B19 in a Twin Gestation: A Case Report. Twin Research. 2004 Oct;7(5): 412-4. 7) Leung et al.. Fetal parvovirus B19 infection in a twin pregnancy with 1 twin presenting with hydrops fetalis and the other asymptomatic: a case report. J Reprod Med. 2007 May;52(5):419-21. 5) Weiner CP, Naides SJ: Fetal survival after human Parvovirus B19 infection: spectrum of intrauterine response in a twin gestation. Am J Perinatol 1992; 9:66-68. 6) von Kaisenberg CS, Grebe S, Schleider S, Kuhling-von Kaisenberg H, Venhoff L, Meinhold-Heerlein I: Successful intrauterine intracardiac transfusion in monochorionic twins affected by parvovirus B19. Fetal Diagn Ther. 2007;22(6):420-4.