Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO16_06
DOI: 10.1055/s-0031-1293475

Screening auf Zytomegalie-Virus bei Neugeborenen durch Urin-Kurzzeitkultur – Eine prospektive Studie über ein Jahr

M Kunze 1, F Markfeld-Erol 1, R Rasenack 1, HJ Proempeler 1, D Huzly 2
  • 1Universitäts-Frauenklinik Freiburg, Freiburg
  • 2Insitut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Abteilung Virologie, Freiburg

Ziel: Die Infektion mit dem Zytomegalie-Virus (CMV) in der Schwangerschaft ist mit einer Inzidenz von 0,1–1,0% die häufigste kongenitale Infektion. Die meisten Neugeborenen sind bei der Geburt asymptomatisch, aber bis zu 15% entwickeln im Verlauf eine Innenohrschwerhörigkeit. Die frühzeitige Diagnose ist für die kindliche Entwicklung essentiell. Studienziele waren die Ermittlung der Inzidenz in der Region Freiburg, die frühzeitige Diagnose und die Zuführung dieser Neugeborenen in spezielle Überwachungsprogramme.

Methodik: Wir führten eine prospektive Studie über ein Jahr an zwei der drei Geburtskliniken in Freiburg durch. Nach Geburt wurden die Neugeborenen mit einem Urinbeutel versorgt. Der gesammelte Urin wurde in das virologische Labor zur Kurzzeitkultur gesandt. Bei Nachweis von CMV im Urin wurde ein Ultraschall des Kopfes, eine Augen- und Ohruntersuchung durchgeführt.

Ergebnis: In einer Klinik wurden aufgrund organisatorischer Probleme nur 255 Proben gesammelt. Diese Rate war nicht repräsentativ, daher wurde diese Kohorte aus der finalen Analyse ausgeschlossen. Im zweiten Krankenhaus wurde in 69% (799/ 1158) erfolgreich Urin gesammelt. Davon waren 6 Proben CMV positiv, die Inzidenz in unserer Kohorte betrug daher 0,75% (6/799). 5 der 6 Mütter waren Mehrgebärende, ein Neugeborenes hatte eine Hyperbilirubinämie und einen pathologischen Hörtest nach Geburt. Nur 4 der 6 Mütter hielten die vereinbarten Nachsorge-Untersuchungen ein. Bei einem Kind zeigte sich bei der 1-Jahres-Nachuntersuchung eine einseitige Innenohrschwerhörigkeit. Hauptprobleme der Studie war das unsachgerechte Anbringen des Urinbeutels und eine unzureichende Probengewinnung.

Schlussfolgerung: Die Rate an kongenitalen CMV-Infektionen in unserem Kollektiv entspricht der hohen Inzidenz in der Literatur. Ein universelles Screening mit einfachen Methoden sollte in der Zukunft entwickelt werden.

Literatur: Bei den Autoren