Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO14_09
DOI: 10.1055/s-0031-1293456

CTG-Überwachung nach transplazentarer Digitaisierung des Feten – Zwei Fallberichte

A Spina 1, U Merkel 2, M Gonser 2
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Dr. Horst-Schmidt-Klinik, Wiesbaden, Wiesbaden
  • 2Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden, Wiesbaden

Ziel: Tachykarde Arrhythmien des Feten können mittelfristig zur Herzinsuffizienz des Feten und kurzfristig zum Versagen der intrapartalen CTG-Überwachung führen. Therapie der Wahl ist die medikamentöse Kardioversion durch transplazentare Digitalisierung. Dies soll am Beispiel zweier Feten beschrieben werden, einmal mit persistierender und einmal mit proxysmaler supraventrikulärer Tachykardie.

Methodik:

Fallbericht I Eine 35-jährige III G/0 P stellte sich mit 30 SSW und anhaltender fetaler supraventrikulärer Tachykardie über 210 spm vor. Nach Ausschluss von Kontraindikationen begannen wir mit einer transplazentaren Digitalisierung gemäß der Pharmakokinetik bei Schwangeren [1, 2], mit 0,1mg ß-Metyldigoxin, zunächst initial 0,8mg/d als Aufsättigung. Danach erfolgte die Dosierung in Abhängigkeit des Zielwertes (1,9–2,3 ng/ml), sowie eine Substitution mit Kalium.

Fallbericht II Eine 34-jährige IIG/IP stellte sich mit 38 SSW und proxysmaler, supraventikulärer Tachykardie vor. Damit war eine suffiziente CTG-Überwachung nicht gegeben. Daher erfolgte die orale transplazentare Digitalisierung des Feten.

Ergebnis:

Fallbericht I Nach 7 Tagen war die fetale Herzfrequenz normofrequent. Wegen Plazentainsuffizienz, BEL und suspektem CTG erfolgte mit 36 + 3 SSW die prim. Sectio.Postnatal war das Neugeborene normofrequent, der Digoxinspiegel in der Nabelvene lag bei 1,27ng/ml und simultan bei der Mutter bei 2,3 ng/ml.

Fallbericht II Bei Beginn der spontanen Wehentätigkeit mit 39+5 SSW war die fetale Herzfrequenz normofequent und es kam zum unauffälligen Spontanpartus. Der Digitalisspiegel in der Nabelvene lag bei 1,6 ng/ml, der Talspiegel der Mutter lag bei 2,0 ng/ml.

Schlussfolgerung: Mit einer oralen transplazentaren Digitalisierung mit ß-Methyldigoxin lässt sich innerhalb 7–8 Tagen eine fetale Kardioversion bei supraventrikulärer Tachykardie erzielen. Die Transferrate von Digoxin beträgt im Steady-state etwa 70–80%. Nach Kardioversion der Feten war die CTG-Überwachung in beiden Fällen zuverlässig möglich.

Literatur: [1] Gonser M et al, Clin Drug Invest 1995;9: 197-205 [2] Kleinman CS et al, Semin Perinatol 1985; 9: 113-129