Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO13_09
DOI: 10.1055/s-0031-1293445

Sind sFlt–1/PlGF-Werte bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen homogen und spezifisch?

W Schaarschmidt 1, A Jank 1, J Kratzsch 2, H Stepan 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Geburtsmedizin, Leipzig
  • 2Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik, Leipzig

Ziel: Angiogene Faktoren wie sFlt–1 und PlGF sind entscheidende pathogenetische Faktoren für hypertensive Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie (PE) und HELLP-Syndrom1,2. Schwangere mit diesen Erkrankungen zeigen eine zugunsten der anti-angiogen Faktoren (sFlt–1) verschobene Balance in Form einer erhöhten sFlt–1/PlGF-Ratio3. Ziel dieser Studie war es, die Verläufe der angiogenen Faktoren abhängig von der Erkrankung (PE vs. HELLP) und vom Zeitpunkt der Krankheitsmanifestation (< 34 SSW vs.> 34 SSW) zu untersuchen.

Methodik: Wir untersuchten longitudinal 13 Schwangerschaften mit early-onset-PE, 4 mit early-onset-HELLP-Syndrom, 10 mit late-onset-PE und 3 mit late-onset-HELLP-Syndrom. Im mütterlichen Serum wurde seriell die sFlt–1/PlGF-Ratio mittels automatisierter Elecsys-Methode (Roche®) gemessen.

Ergebnis: Alle untersuchten Schwangerschaften mit klinisch manifester early-onset-PE bzw. -HELLP-Syndrom zeigten sFlt–1-Werte oberhalb der 95. Perzentile. Der mittlere sFlt–1-Anstieg betrug 11%/d auf 66% (PE) bzw. 12%/d auf 46% (HELLP) im Beobachtungszeitraum bis zur Entbindung. Die Schwangerschaften mit einer späten Krankheitsmanifestation (> 34 SSW) zeigten dagegen einen weitaus geringeren Anstieg der sFlt–1-Serumkonzentrationen: + 3,5%/d auf 17% (PE) und +0,9%/d auf 2% (HELLP). Die sFlt–1/PlGF-Ratio stieg in nahezu allen Fällen kontinuierlich an, wobei der Anstieg bei früher PE/HELLP deutlicher und steiler war. HELLP-Syndrome zeigten (trotz des schubweisen klinischen Verlaufs) ebenfalls eine kontinuierliche Progression.

Schlussfolgerung: sFlt–1 und PlGF als zentrale Mediatoren hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen zeigen an, dass sowohl PE und als auch HELLP-Syndrom kontinuierlich progressive Erkrankungen darstellen. Die early-onset-PE zeigen dabei einen deutlich aggressiveren Krankheitsverlauf, der durch eine rapidere Verschiebung der angiogenen Balance charakterisiert ist. Je schneller der Anstieg der sFlt–1/PlGF-Ratio erfolgt, desto kürzer ist die verbleibende Zeitspanne bis zur Entbindung.

Literatur: 1. Verlohren S, Galindo A, Schlembach D, Zeisler H, Herraiz I, Moertl MG, Pape J, Dudenhausen JW, Denk B, Stepan H. An automated method for the determination of the sFlt-1/PIGF ratio in the assessment of preeclampsia. Am J Obstet Gynecol. 2010; 202 (2):161.e1-161-e11. 2. Levine RJ, Maynard SE, Qian C, Lim KH, England LJ, Yu KF, Schisterman EF, Thadhani R, Sachs BP, Epstein FH, Sibai BM, Sukhatme VP, Karumanchi SA. Circulating angiogenic factors and the risk of preeclampsia. N Engl J Med. 2004 Feb 12;350(7):641-2. 3. Levine RJ, Lam C, Qian C, Yu KF, Maynard SE, Sachs BP, Sibai BM, Epstein FH, Romero R, Thadhani R, Karumanchi SA; CPEP Study Group. Soluble endoglin and other circulating antiangiogenic factors in preeclampsia, N Engl J Med 2006 Sep 7;355(10):1056-8.