Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO12_06
DOI: 10.1055/s-0031-1293431

Irreguläre Antikörper und deren Titer: – Differenzierte Interpretationen im Fetalstadium

EK Petershofen 1, P Schenck 1, A Doescher 1
  • 1Blutspendedienst NSTOB, Oldenburg, Germany

Ziel: Irreguläre Antikörper gegen Blutgruppen-Antigene spielen eine wichtige Rolle bei der Gefährdungsbeurteilung in der Schwangerschaft. Häufig sind sie auch erstes Anzeichen. Zur besseren Einschätzung der Ak-Konzentration und einem möglicherweise pathologischen Geschehen wurden maternale Ak-Titer herangezogen. Konkreten Vorgaben, in welcher Form oder Frequenz eine Antikörpertitrierung durchgeführt werden sollte, ist in den Richtlinien leider nicht benannt. Ein Vergleich von Titerwerten ist somit für den Praktiker nur eingeschränkt, mit Werten aus verschiedenen Laboren praktisch nicht sicher möglich.

Methodik: Antikörpertiter wurden im Hinblick auf fünf Messvariantionen untersucht und beurteilt: (a) Verdünnungsmedium; (b) Wahl des Testverfahrens (Rö., Karte, MTP); (c) Einsatz enzymatisch behandelter Testzellen; (d) Dosiseffekt beim Antigen (homo- oder heterozygot); (e) Beeinflussung durch Begleitantigene. An Beispielen (Anti- K, -Kp(a), -E, etc.) wurden Unterschiede zwischen irregulären Antikörperspezies ermittelt.

Ergebnis: Je nach Kombination der o.g. Methoden kann ein Titerwert für dasselbe Serum stark variieren, z.B. Werte zw. 4 und 1024. Antikörper-Spezies können in ihrer klinischen Wirkung stark differieren, z.B. MHN-Entstehung mit Anti-E bei einem Titer 1024, bei Anti-Kp(a) Titer von 8 ausreichend.

Schlussfolgerung: Titerwerte sollten (a) zur besseren Vergleichbarkeit/ klinischen Einschätzung immer im selben Labor untersucht werden; (b) die Messmethode sollte im Befund präzise angeben sein; (c) Rücksprache bei SchwS. mit „spezifisch erhöhten“ Titern empfohlen; (d) nachfolgende Untersuchungen mit asservierten Serumproben im Parallelansatz untersuchen lassen; (e) lokal verbindliche Absprachen zum Untersuchungsvorgang, zur Beurteilung von Titersprüngen, Antigenen und Ak-Spezies treffen; (f) vor Einsatz invasiver Techniken kann alternativ auch eine fetale Bg aus einer venösen Blutprobe der Schwangeren bestimmt werden.