Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO11_03
DOI: 10.1055/s-0031-1293417

Die Bedeutung der automatisierten Messung von PlGF und sFlt1 für die Differentialdiagnose hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen

T Engels 1, K Schoofs 2, J Pape 3, B Denk 4, E Beinder 5, S Verlohren 2
  • 1Charité Campus Virchow-Klinikum - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 2Charité, Berlin
  • 3Westend DRK Kliniken Berlin, Berlin
  • 4Roche Diagnostics GmbH, Penzberg
  • 5Klinik für Geburtsmedizin, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Ziel: In Vorarbeiten konnte die Bedeutung der automatisierten Messung von sFlt1 und PlGF in der Diagnose der Präeklampsie (PE) aufgezeigt werden. Ziel der aktuellen Studie war es zu testen, ob der Quotient (sFlt1/PlGF) den einzelnen Parametern sFlt1 und PlGF in der Differentialdiagnostik unterschiedlicher hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen überlegen ist.

Methodik: 64 Frauen mit PE/HELLP, 18 Frauen mit schwangerschaftsinduziertem Hypertonus (SIH), 22 Frauen mit Gestationsproteinurie (GP) und 232 Kontrollen wurden untersucht. Zur Differenzierung der PE/HELLP wurde zwischen early onset PE (eoPE, n=28), late onset PE (loPE, n=41), milder PE (mPE; n=36), schwerer PE (sPE; n=20), Propf- PE (pPE; n=7) und HELLP (n=6) unterschieden. Die Bestimmung von sFlt–1 und PlGF erfolgte im Serum mittels Elecsys-ELISAs.

Ergebnis: Frauen mit PE/HELLP zeigten höhere Werte für sFlt1 und sFlt–1/PlGF bzw. niedrigere Werte für PlGF vs. Kontrollen (10888±878 vs. 2456±116; 268±39 vs. 16±2 und 68±6 vs. 439±37, p < 0.001). Die ROC-Analyse ergab die höchste diagnostische Genauigkeit für sFlt1/PlGF (AUC 96,4%; sFlt1 92,8%; PlGF 92,4%). Frauen mit eoPE und loPE zeigten signifikant gesteigerte sFlt–1/PlGF vs. Kontrollen (497±81 vs. 13±4, p<0,001 und 131±15 vs. 29±5, p < 0,001), AUC der ROC-Kurven: eoPE: AUC 98,6% vs. sFlt1 97,6%; PlGF 97,4%; loPE: 90,8% vs. sFlt1 82,1%; PlGF 88,4%. Frauen mit pPE, mPE, sPE und HELLP zeigten signifikant höhere sFlt–1/PlGF als Kontrollen (202±110; 137±27; 497±91 und 254±72 vs. 16±2, jeweils p < 0,001); AUC der ROC-Kurven: 93,6%, 94,8%, 99,4% und 98,6%. Frauen mit SIH und GP unterschieden sich signifikant von Kontrollen (p < 0,001), Frauen mit mPE (p < 0,007), sPE (p < 0,001) und HELLP (p < 0,003).

Schlussfolgerung: Die Bestimmung von sFlt1/PlGF durch automatisierte Messung ist vor allem für schwerwiegende Formen der PE ein zuverlässiges Mittel zur Differentialdiagnose und kann als zusätzliche Information das klinische Management direkt beeinflussen.

Literatur: Verlohren S, Galindo A, Schlembach D, et al. An automated method for the determination of the sFlt-1/PIGF ratio in the assessment of preeclampsia. Am J Obstet Gynecol 2010;202:161.e1-11.