Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO10_04
DOI: 10.1055/s-0031-1293407

Mehrdimensionale Risikobewertung der Frühgeburtlichkeit anhand der Perinataldaten 1998–2000

DM Olbertz 1, HP Hagenah 2, M Voigt 3, R Puhlmann 4, U Retzke 3
  • 1Klinikum Südstadt Rostock Abt. Neonatologie und Neonatologische Intensivmedizin, Rostock
  • 2Frauenarztpraxis Hannover, Hannover
  • 3Deutsches Zentrum für Wachstum, Entwicklung und Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter, Berlin
  • 4Frauenarztpraxis, Flensburg

Ziel: Gibt es zwischen den Frühgeburtskollektiven mit definierter unterschiedlicher Schwangerschaftsdauer typische Häufigkeitsunterschiede in den Risikomerkmalen und typische Unterschiede zu einem großen Kollektiv von Termingeburten?

Methodik: Der Auswertung liegen die Datene der Perinatalerhebung von 508.926 Einlingsschwangerschaften der Jahre 1998–2000 aus acht Bundesländern zu Grunde. Die Frühgeburten (6.5%) (n=32.602) werden in die Gruppen < 27, 28–31 und 32–36 vollendete SSW unterteilt. Aus den Daten werden die Merkmale heraus gegriffen, die bei den drei Risikokollektiven im Vergleich zu den Termingeburten besonders häufig vertreten und von klinischem Interesse sind. Dabei erfolgt eine zwei- und dreidimensionale Betrachtung – also eine Kopplung verschiedener Merkmale.

Ergebnis: Bei den klinisch entscheidenden Parametern findet sich eine typische Risikohäufung in der Gruppen < 27 SSW und 28–31 SSW. Außerdem werden diese Risikomerkmale hinsichtlich der somatischen Klassifikation Frühgeborenen aufgeschlüsselt. Zwischen Körpergröße der Schwangeren und der Frühgeburtenrate besteht eine negative Korrelation. Bei der Kopplung von Körpergewicht und Körpergröße zeigt sich, dass große Frauen> 178 cm mit adäquatem Gewicht (64 bis> 78kg) die geringste Frühgeburtenrate aufweisen. Am höchsten ist sie bei großen Frauen mit Körpergewicht < 56kg. Im Trend ist die Frühgeburtenrate bei kleinen Frauen höher als bei großen Frauen.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse verdeutlichen den großen Einfluss den viele verschiedene mütterliche somatische, sozioökonomische und anamnestische Faktoren sowie Schwangerschafts- und Geburtsrisiken auf den somatischen Entwicklungsstand Neugeborener ausüben. Die Kenntnis der mütterlichen Risikofaktoren erlaubt eine differenziertere Beratung der Schwangeren sowie eine bessere Prognosebeurteilung ihrer Neugeborenen. Bei der Risikobewertung von Frühgeburtlichkeit bewährt sich eine zwei- oder mehrdimensionale Prüfung mit Kopplung von Merkmalen.