Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO08_08
DOI: 10.1055/s-0031-1293389

Entbindung im Intervall bei einer DC/DA Zwillingsschwangerschaft nach frühem vorzeitigen Blasensprung und Geburt des ersten Zwillings in SSW 19. – Fallbericht

B Jatzko 1, M Langer 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Allgemeines Krankenhaus der Medizinischen Universität Wien, Wien, Österreich

Ziel: Einleitung: Nach Spätabortus eines Mehrlings im II.Trimenon wird zum Zweck des Erhalts des zweiten Feten eine sofortige Cerclage als Option angegeben, allerdings mir der Gefahr einer massiven Chorionamnionitis.

Methodik: Durchführung einer Cerclage im Intervall unter Tokolyse und Antibiose, nach Spätabort des ersten Feten einer DC/DA Zwillingsschwangerschaft.

Ergebnis: Kasuistik: Wir berichten über eine 39-jährige Patientin mit dichorialer/diamnioter (DC/DA) Zwillingsschwangerschaft nach IVF, bei der es in SSW 17+5 zu einem frühen vorzeitigen Blasensprung beim ersten Feten kam. Die Patientin wurde stationär aufgenommen und erhielt eine i.v. Antibiose mit Ampicillin. In SSW 19+3 kam es zu regelmäßiger Wehentätigkeit und Geburt des ersten Feten aus BEL. Unmittelbar post partum (p.p.) wurde eine Akuttokolyse mit Hexoprenalin sowie eine Umstellung der Antibiose auf Piperacillin/Tazonam begonnen, woraufhin es zum Sistieren der Wehentätigkeit kam. Am 3.Tag p.p. wurde bei negativen Infektionsparametern und unauffälliger Bakterienkultur, eine Cerclage, nach Reposition der Nabelschnur, durchgeführt. Die Zervix zeigte sich bereits re-formiert. Die Patientin wurde noch für weitere 5 Tage unter Tokolyse und i.v. Antibiose stationär observiert und konnte eine Woche p.p. nach Hause entlassen werden. Das Organscreening und die Zervixlänge in SSW 21 waren unauffällig. Im weiteren Verlauf entwickelte die Patientin einen IGDM, bei sonst unauffälliger Schwangerschaft. Ambulante Kontrollen bis zur primären Sectio in SSW 37 wurden durchgeführt.

Schlussfolgerung: Ein Zuwarten für zumindest 48h unter Tokolyse und antibiotischer Abschirmung ermöglicht, eine geplante Cerclage nur bei Fällen mit günstigerer Prognose durchzuführen, vermeidet potentiell gefährliche Chorionamnionitisfälle und verbessert das Schwangerschaftsoutcome für den zweiten Feten.

Literatur: Mirakami H.; Emergency cervical cerclage after the first delivery in a twin pregnancy with dichorionic placenta. Am J Obstet Gynecol. 1995 Jul;173(1):345-6