Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO08_03
DOI: 10.1055/s-0031-1293384

Schwangerschaftsoutcome nach einer länger als 48h durchgeführten Tokolyse–ein retrospektiver Vergleich zwischen Fenoterol und Atosiban

MK Bohlmann 1, H Goettsching 2, B Jatzko 3, C Härtel 4, K Diedrich 2, P Husslein 3
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe; UNIVERSITÄTSSKLINIKUM Schleswig-Holstein – Campus Lübeck, Lübeck
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein- Campus Lübeck, Lübeck
  • 3Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Allgemeines Krankenhaus der Medizinischen Universität Wien, Wien, Österreich
  • 4UNIVERSITÄTSSKLINIKUM Schleswig-Holstein – Campus Lübeck; Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Lübeck

Ziel: Frühgeburtlichkeit durch vorzeitige Wehen gilt als bedeutsame Ursache neonataler Morbidität und Mortalität. Nationale und internationale Leitlinie empfehlen eine Tokolyse-Dauer von (maximal) 48h. Trotz einer in praxi häufig durchgeführten längeren Applikation sind Auswirkungen einer solchen „Dauer-Tokolyse“ nur unzureichend untersucht. Es ist dabei unklar, ob verschiedene Tokolytika bei einer verlängerten Anwendung in Hinblick auf maternale und fetale Nebenwirkungen sowie das kindliche Outcome differieren.

Methodik: Retrospektiv wurden die nach >7 und >14 Tagen bestehenden Schwangerschaften sowie mütterliches und kindliches Outcome bei einer verlängerten Tokolyse ermittelt. Es wurden bizentrisch die Daten je 125 konsekutiver Schwangerer ausgewertet, wobei an den Studienzentren das jeweilige Tokolytikum (Fenoterol bzw. Atosiban) als Mittel der ersten Wahl appliziert wird. Als Einschlusskriterien dienten Zervixlänge <2,5 cm, vorzeitige Wehen, Muttermundsbefund <3cm sowie eine SSW 23+5–33+4 zu Beginn der Therapie; während u.a. vorzeitiger Blasensprung, AIS, Fehlbildungen, schwere IUGR, schwere Präeklampsie und Eklampsie, schwere vaginale Blutungen sowie eine vorzeitige Placentalösung Ausschlusskriterien waren. Zur statistischen Berechnung wurden U-Test, t-Test, χ2-Test sowie der Logrank-Test verwendet.

Ergebnis: Unter beiden Tokolytika fand sich im Median eine mehrwöchige Verlängerung der Schwangerschaftsdauer. Maternale Nebenwirkungen traten unter Atosiban signifikant seltener auf; unter Fenoterol war signifikant häufiger eine Dosisanpassung notwendig.

Schlussfolgerung: Beide Tokolytika führten bei einer Anwendung >48h wegen drohender Frühgeburtlichkeit zu einer deutlichen Schwangerschaftsverlängerung, wobei das Nebenwirkungsprofil unter Atosiban signifikant günstiger ausfiel. Ob sich die hier beobachteten Effekte auch prospektiv abbilden lassen, müssen randomisierte Studien ebenso ergeben wie die Frage, ob eine verlängerte Tokolyse im Vergleich zur Standard-Applikation (48h) vorteilhaft ist.