Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO06_06
DOI: 10.1055/s-0031-1293365

Dyspnoe beim reifen Neugeborenen verursacht durch eine angeborene Kehlkopfzyste

C Peiser 1, C Czernik 1, D Hüseman 1, C Grüber 2, T Riebel 1, M Obladen 1
  • 1Charité Campus Virchow-Klinikum - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 2Klinikum Frankfurt (Oder) GmbH, Frankfurt (Oder)

Ziel: Angeborene Kehlkopfzysten (Laryngozelen) zählen mit einer Inzidenz von ca. 1,82 / 100000 zu den seltenen Diagnosen. Die Zysten sind stets solitär, liegen im Bereich der Glottis und haben einen durchschnittlichen Durchmesser von 1,8 cm. Die Hauptsymptome sind durch die Obstruktion verursacht: Dyspnoe, Stridor, Einziehungen, Husten.

Methodik: Geburt nach 40+1 SSW. Knabe, GG 3575g, Nabelarterien-pH 7,25, Apgar 3/4/4. Kind initial apnoeisch, zyanotisch und schlapp. Laryngoskopisch Intubationshindernis im Sinne einer Raumforderung sichtbar, deshalb zunächst Maskenbeatmung mit max. FiO2 100%. BGA in 25. Lebensminute: pH 6,69, pCO2 142 mmHg, pO2 117 mmHg, BE –27 mmol/l. In der 30. Lebensminute erschwerte Intubation. Rasche Besserung der BGA. Laryngobronchoskopisch 1,5 cm x 2 cm große Kehlkopfzyste. Am 3. Lebenstag Exzision der Zyste.

Geburt nach 41+6 SSW. Knabe, GG 3890g, Nabelarterien-pH 7,22, Apgar 7/8/9. Erstversorgung unkompliziert. Am 2. Lebenstag drastische Verschlechterung der respiratorischen Situation mit CO2-Retention und Azidose (BGA: pH 7,09, pCO2 90 mmHg, pO2 32 mmHg, BE 3 mmol/l). Daraufhin Intubation und Beatmung; sofortige Stabilisierung, schließlich Spontanatmung über Tubus. Laryngobronchoskopisch Einengung des proximalen Tracheaabschnittes auf ca. 25%. Sonografisch 1 cm x 1 cm große Kehlkopfzyste. Nach weiteren Tagen nach Spontanentleerung unter Tubusschienung keine Zyste mehr nachweisbar. Problemlose Extubation.

Schlussfolgerung: Die beiden Kasuistiken zeigen zwei recht unterschiedliche klinische Verläufe bei angeborener Laryngozele. Sie machen deutlich, dass die Diagnosestellung initial schwierig sein kann, besonders wenn andere weitaus häufigere Differentialdiagnosen, wie Pneumothorax oder Pneumonie, im Vordergrund zu stehen scheinen, und dass angeborene Laryngozelen sowohl unmittelbar postnatal zu einer Asphyxie, aber auch erst nach Tagen zu einer abrupten respiratorischen Verschlechterung führen können.