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DOI: 10.1055/s-0031-1293346
Fetomaternale Blutung während Spätschwangerschaft und Geburt
Ziel: Der Transfer fetaler Erythrozyten (HbF-Zellen) in die mütterliche Zirkulation ist unbestritten, Daten zu Häufigkeit, Zeitpunkt, Ausmaß und Risikofaktoren sind jedoch widersprüchlich.1,2 Wir wendeten ein neues durchfluss-zytometrisches Verfahren mit niedriger Nachweisgrenze und hoher Meßgenauigkeit an,3 und bestimmten die HbF-Zell-Konzentration in der Zirkulation von Frauen in der Spätschwangerschaft sowie nach Geburt. Das Ergebnis wurde mit klinischen Parametern korreliert.
Methodik: Maternale Blutproben wurden nach Entbindung entnommen; in einer Untergruppe wurden auch präpartale Proben gesammelt. Antikörper des durchfluss-zytometrischen Verfahrens sind gegen fetales Hämoglobin und erythrozytäre Carboanhydrase gerichtet (Fetal Cell Count Kit®). Dies ermöglicht die Unterscheidung zwischen HbF-Zellen, maternalen F-Zellen und maternalen Erythrozyten. Verschiedene anamnestische und klinische Daten wurden erhoben (s.Tab.1).
Ergebnis: 509 postpartale Proben sowie 57 prä-und postpartale Paare wurden analysiert. HbF-Zellen ≥0.02% (≥1mL Fetalblut) waren in 69.5% der postpartalen Proben nachweisbar; ≥0.1% HbF-Zellen (≥5mL) fanden sich in 11.0%, und>0.6% HbF-Zellen (>30mL) in 0.8% der Proben. Unabhängig vom Geburtsmodus trat eine fetomaternale Blutung (FMH) häufiger bei Entbindungen mit Komplikationen in der Plazentaperiode auf, sowie bei Schwangerschaften mit fetalen Auffälligkeiten (P=0.033, P=0.018 resp.). Zwischen prä- und postpartalen Proben fand sich kein Unterschied in der HbF-Zell-Konzentration (s.Abb. 1).
Schlussfolgerung: Ein Transfer fetaler Erythrozyten in die maternale Zirkulation ist in der Mehrzahl der Spät-Schwangerschaften nachweisbar. Die erhobenen Risikofaktoren weisen auf eine gestörte Plazentation mit einer Verletzung der Integrität der uteroplazentaren Grenzfläche als Ursache einer FMH hin.
Alter (Jahre) |
32.0 (8) |
|
Parität |
1.0 (1) |
|
Gestationsalter (abgeschlossene Wochen) |
39.0 (3) |
|
Zeit zwischen Probenentnahme und Entbindung (Tage) |
1.0 (4) |
|
Zeit zwischen Entbindung und Probenentnahme (Tage) |
1.0 (0) |
|
Einlinge |
480 (94.3) |
|
Mehrlinge |
29 (5.7) |
|
Geschlecht Einling |
||
männlich |
260 (54.2) |
|
weiblich |
220 (45.8) |
|
Entbindungsmodus |
||
Vaginal |
268 (52.7) |
|
Normal |
235 (46.2) |
|
Operativ |
33 (6.5) |
|
Sectio caesarea |
241 (47.3) |
|
Elektiv |
153 (30.0) |
|
sekundär |
88 (17.3) |
|
Rh-negative Mutter |
82 (16.1) |
|
Fetale Auffälligkeit1 |
39 (7.3) |
|
Komplikation in der Plazentaperiode2 |
49 (9.6) |
|
Plazenta prävia |
5 (1.0) |
|
Ultraschall-Auffälligkeit Fruchtwasser/Plazenta3 |
98 (19.3) |
|
*Zahlen als median (Interquartilenbereich, IQR) oder als Anzahl (%) ausgedrückt. 1Fehlbildung; nicht-immunologischer Hydrops; Infektion; intrauteriner Fruchttod. 2Plazentaretention; Plazenta accreta oder increta; postpartale Blutung; postpartale Kurettage; vorzeitige Plazentalösung; Insertio velamentosa. 3Oligo- oder Polyhydramnie; uteroplazentare Insuffizienz; Plazenta-Infarkte. |

Abb. 1: Prä- und postpartale HbF-Zell-Konzentration in 18 der 57 untersuchten Probenpaare; in 38 gepaarten Proben (66.7%) waren keine fetalen Erythrozyten nachweisbar, ein Fall ist nicht dargestellt (1.93% bzw. 1.81% HbF-Zellen).
Literatur: 1. Sebring ES et al. Transfusion. 1990;30:344-357. 2. Wylie BJ et al. Obstet Gynecol. 2010;115:1039-1051. 3. Porra V et al. Transfusion. 2007;47:1281-1289.
Durchflußzytometrie - Geburtsmodus - Plazentation - fetomaternale Blutung