Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO01_12
DOI: 10.1055/s-0031-1293316

Schwangerschaft bei Frauen mit Rheumatoid Arthritis / Juveniler Idiopathischer Arthritis–Ergebnisse einer Fragebogenstudie

SA Wähnert 1, P Oelzner 2, T Eitner 2, E Schleußner 3
  • 1Frauenklinik der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena
  • 2Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Jena
  • 3Universitätsklinikum Jena, Frauenklinik, Abt. Geburtshilfe, Jena

Ziel: Fortschritte in der Therapie der Rheumatoiden Arthritis (RA) und juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) ermöglichen den meisten betroffen jungen Frauen ihren Kinderwunsch zu erfüllen, über mögliche Schwangerschaftsrisiken ist jedoch wenig bekannt. In Kooperation mit der Deutschen Rheumaliga e.V. (DRL) sollte die Rate von Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen bei Frauen mit RA und JIA erfasst werden.

Methodik: Mittels standardisiertem Fragebogen wurden 230 betroffene Frauen (125 Patienten des Rheumazentrums Jena, 105 via online-Fragebogen auf der DRL-homepage) befragt. 89 Frauen, die an einer RA/JIR während der Schwangerschaft litten (Gruppe I), wurden mit 79 Frauen mit Erkrankungsbeginn erst nach der Schwangerschaft (Gruppe II) und 95 gesunden Frauen (Kontrollgruppe III) verglichen. Die statistische Analyse erfolgte mit SPPS 18.0.

Ergebnis: Frauen mit RA gebaren ihr erstes Kind signifikant später als gesunde Kontrollen oder Frauen mit RA-Beginn nach der Schwangerschaft (Tabelle 1). In Gruppe I nicht jedoch Gruppe II traten signifikant mehr Frühgeburten auf (20% vs. 5,3% Kontrollgruppe ;P=0,003). Das Geburtsgewicht war ebenfalls in Gruppe I signifikant vermindert (3120g vs. 3311g Kontollgruppe; P=0,017). Schwangerschaftskomplikationen wie Fehlgeburten, Intrauterine Wachstumsretardierung, Präeklampsie oder peripartale Blutungen traten nicht häufiger auf. Dennoch wurden Frauen mit RA vierfach häufiger per Sectio caesarea entbunden. In einer logistischen Regressionsanalyse hängt das Risiko für Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen nicht vom Alter (OR 1,01) sondern vom Erkrankungsstatus ab (OR 1,85). Frauen mit RA berichten in 70,5% eine Remission der rheumatischen Erkrankung während der Schwangerschaft, die jedoch in 48,7% postpartal wieder exazerbierte.

Schlussfolgerung: Frauen mit RA/JIA erleiden häufiger eine Frühgeburt, nicht jedoch andere Schwangerschaftskomplikationen. Eine optimale interdisziplinäre Betreuung der betroffenen Frauen während und nach Schwangerschaft ist anzustreben.

Tabelle 1: Ergebnisse des Gruppenvergleichs, Daten in Klammern in %

Gruppe I

RA/JIA

während SS

Gruppe II RA/JIA-Beginn nach SS

Gruppe III

Kontrollen

n=89

n=79

n=95

Lebensalter

(Jahre±SD) bei erster Geburt

27.4±4.7 *

22.1±4.3

24.8±4.9

Datenerhebung

39.4±8.9*

55.2±11.6

37.9±7.4

Fehlgeburten

17 (20)

10 (12.8)

22 (23.2)

SS-Komplikationen«

Peripartale Blutungen

9 (10.7)

4 (5)

10 (10.6)

Präeklampsie

11 (13.1)

5 (6.3)

5 (5.3)

Frühgeburt

17 (20.2)**

4 (5)

5 (5.3)

Geburtsmodus

Sectio caesarea

28 (31.5)***

4 (5.3)

7 (7.4)

Vaginale Entbindung

52 (58.4)***

66 (86.8)

81 (85.3)

Vaginal operativ

8 (8.9)

6 (7.9)

7 (7.4)

* p<0,05 zu Gruppe II; ** p<0,01 zu Gruppen II+III; *** p<0,001 zu Gruppen II+III