Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO01_10
DOI: 10.1055/s-0031-1293314

Störungen der Embryonalentwicklung unter antipsychotischer Therapie mit Aripiprazol?

WE Paulus 1, S Schloemp 1
  • 1Institut für Reproduktionstoxikologie, Ravensburg

Ziel: Seit über 15 Jahren wird eine wachsende Zahl atypischer Neuroleptika in den Handel gebracht. Diese Psychopharmaka besitzen geringere extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen und beeinflussen den Prolaktinspiegel weniger als die klassischen Neuroleptika, so dass die Lebensqualität der Betroffenen steigt und häufiger Schwangerschaften unter dieser Medikation eintreten. Für das seit 2004 zugelassene Neuroleptikum Aripiprazol wurden bislang nur drei Kasuistiken zum Einsatz im I.Trimenon publiziert. In Tierexperimenten fanden sich bei den Nachkommen vermehrt Zwerchfellhernien und kleinere Skelettanomalien.

Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2004 und 2010 50 Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von Aripiprazol in der Frühgravidität dokumentiert. Die Befunde wurden unter Einsatz des Fisher's Exact Testes mit den Daten eines Kontrollkollektives (n=150) aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war.

Ergebnis: Die Spontanabortrate nach Einnahme von Aripiprazol (3/41) unterschied sich nicht vom Kontrollkollektiv (12/146). Die Rate kongenitaler Anomalien (3/38) lag nicht signifikant über dem Befund im Kontrollkollektiv (4/134; relatives Risiko 2,65; 95%-Konfidenzintervall 0,48–13,54). Ein homogenes Fehlbildungsmuster fiel nicht auf: Analatresie + Analfistel, motorische Entwicklungsstörung, Hüftdysplasie. Allerdings lag die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ohne embryopathische Indikation nach Therapie mit Aripiprazol im I.Trimenon (9/50=18,0%) signifikant (p < 0,001) über dem Anteil in der Kontrollgruppe (4/150=2,7%).

Schlussfolgerung: Ein erhöhtes Abort- oder Fehlbildungsrisiko nach Einsatz von Aripiprazol im I.Trimenon lässt sich in unserem Kollektiv nicht nachweisen. Um Patientinnen mit schizophrenen Erkrankungen im fertilen Alter genügend Sicherheit zu vermitteln, müssen weitere Daten zur Anwendung von Aripiprazol in der Schwangerschaft konsequent gesammelt werden.

Literatur: Lutz UC, Hiemke C, Wiatr G, et al. Aripiprazole in pregnancy and lactation: a case report. J Clin Psychopharmacol 2010;30(2):204-205 Mendhekar DN, Sunder KR, Andrade C. Aripiprazole use in a pregnant schizoaffective woman. Bipolar Disord 2006a;8:299-300 Mervak B, Collins J, Valenstein M. Case report of aripiprazole usage during pregnancy. Arch Womens Ment Health 2008;11:249-250