Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO01_04
DOI: 10.1055/s-0031-1293308

Postpartal massive intraabdominale Blutung aufgrund von schwangerschaftsassoziierter ektoper Deciduosis – Ein Fallbericht

A Enekwe 1, K Jänsch 1, JC van Vlijmen 1, B Uhl 1
  • 1St. Vinzenz Hospital, Dinslaken

Ziel: Die ektope Deciduosis graviditatis (EDG) ist ein bekanntes Phänomen in der Schwangerschaft und wurde erstmals 1887 [1] beschrieben. Es wird angenommen, dass die Ursache eine hormoninduzierte Transformation der subserösen Stromazellen ist [2][3]. Es scheint sich hierbei in der Regel um einen Zufallsbefund zu handeln. Es sind jedoch Fälle in der Literatur beschrieben, bei denen es zu schweren Komplikationen mit hämorrhagischem Schock bei intraabdominaler Blutung peripartal gekommen ist [4][5][6][7][8][9][10][11]. Trotzdem wird die Diagnose der EDG in den gynäkologischen Lehrbüchern als Differentialdiagnose nicht berücksichtigt.

Ergebnis: Es wird über eine 32-jährige I. Gravida in der 39. SSW berichtet. Die Patientin wurde per Vakuumextraktion bei Hypotonie der Mutter und pathologischem CTG entbunden. Vier Stunden postpartal gab die Patientin plötzlich starke Schmerzen im rechten Oberbauch und in der rechten Schulter an. Die daraufhin durchgeführte Sonographie zeigte reichlich freie Flüssigkeit intraabdominal. Es wurde notfallmässig eine Laparotomie durchgeführt. Es zeigte sich eine diffus blutende, rötliche Gewebeveränderung linksseitig im Bereich des Cervix-Corpusübergangs. Es bestand keine Verbindung zum Cavum, sodass eine Uterusruptur ausgeschlossen werden konnte. Der pathologische Befund ergab eine Decidua graviditatis. Ähnliche Veränderungen zeigten sich im Bereich des Blasenperitoneums. Die Blutstillung erfolgte durch mehrfache Umstechungen. Intra- und postoperativ erhielt die Patientin 4 Erythrozytenkonzentraten und 4 Fresh-frozen-Plasma-Konzentraten bei einem Hämoglobin (Hb) von 6,1g/dl präoperativ (Ausgangs-Hb 11,5g/dl präpartal). Im weiteren Verlauf erholte sich die Patientin rasch und konnte am 12. postpartalen Tag nach Hause entlassen werden.

Schlussfolgerung: Bei Zeichen einer Peritonealreizung oder Schocksymptomatik sollte differentialdiagnostisch die EDG immer mitberücksichtigt werden. Die abdominale Sonographie ist dann angezeigt.

Abb. 1: Schnitt mit HE, 80-fache Vergrößerung. Im oberen Bereich Richtung Peritoneum, an der Spitze des schmalen Pfeiles Anteile einer Dec bzw. einer decidualen Transformation des Stromas. Man erkennt an den kurzen Pfeilen gut Deciduaanteile, die zwischen das Myometrium vorgewachsen sind. Das Myometrium tiefer rot gefärbt, z.B. Markierung dicker Pfeil.

Literatur: 1: Walker, A, Der Bau der Eihäute bei Graviditatis abdominalis. 1887. Virchows Arch Path Anat, 197 : 72-99 2: Büttner, A; Bässler, R; Theele, Ch, Pregnancy associated Ectopic Decidua (Deciduosis) of the Greater Omentum: An analysis of 60 Biopsies with Cases of Fibrosing Deciduosis and Leiomyomatosis Peritonealis Disseminata. 1993. Path Res Pract, 189 : 352-359 3: Malpica, A; Deavers, MT; Shabab, I, Gross Deciduosis Peritonei Obstructing Labor: A Case Report and Review of the Literature. 2002. International journal of gynecological pathology, 21/3 : 273-275 4: Richter, MA; Choudhry, A; Barton, JJ; Merrick, RE, Bleeding Ectopic Decidua as a Cause of Intraabdominal Hemorrhage. 1983. The journal of reproductive medicine, 28/6 : 430-432 5: O'Leary, S, Ectopic Decidualizytion Causing Massive Postpartum Intraperitoneal Hemorrhage. 2006. Obstetrics and gynecology, 108/3 : 776-779 6: Theissig, F; Kemmer, Ch; Kunze, KD, Letal verlaufende mesenteriale Deziduose bei einer I. Gravida. 1988. Der Pathologe, 9/1 : 50-54 7: Sabatelle, R; Winger, E, Postpartum Intraabdominal Hemorrhage Caused By Ectopic Deciduosis. 1973. Obstetrics and gynecology, 41/6 : 873-875 8: Gao, JL; Lortie, K; Singh, SS, Laparoscopic Internal Iliac Artery Ligation for Postpartum Spontaneous Hemoperitoneum. 2010. J Obstet Gynaecol Can, 32/12 : 1172-1175 9: Tang, LCH; Cheung, MYW; Ma, HK, Intraperitoneal bleeding from ectopic decidua following