Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO01_03
DOI: 10.1055/s-0031-1293307

Sectio oder Spontanpartus? – Bei Zustand nach postpartalem Krampfanfall mit Wirbelsäulenfraktur – Ein Fallbericht

F Ebner 1, A Seute 1, G Kutschka 2, A Rempen 1
  • 1Diakonieklinikum Schwäbisch Hall Frauenklinik mit Brust- und gyn. Krebszentrum, Schwäbisch Hall
  • 2Kliniken Südostbayern AG - Klinikum Traunstein, Traunstein

Ziel: Casus: 41jährige IVG IP mit nicht therapiebedürftiger Thrombozytopenie, Faktor-V-Leiden in der Eigenanamnese. Nach der Geburt des letzten Kindes kam es zu einem postpartaler Krampfanfall mit Wirbelkörperserienfrakturen, welcher erfolgreich behandelt wurde.In Rücksprache mit dem behandelnden Hämatoonkologen war die stabile Thrombocytopenie und das Faktor-V-Leidens bei dieser Patientin keine Indikation für eine Sectio caesarea1,2,3.

Methodik: Da die Patientin seit dem erstmaligen postpartalen Krampfanfall keine weiteren Anfälle hatte und nicht unter weiterer medikamentöser Therapie stand, wurde auch dies nicht als Operationsindikation gesehen, zumal Mawer et al. in einer Fall-Kontroll-Studie an Schwangeren mit Epilepsie zeigten, dass ein vergleichbares geburtshilfliches Risiko bei nicht medikamentös behandelten Patientinnen im Vergleich zur normalen Kontrollgruppe vorliegt und die Spontangeburtsrate vergleichbar ist4.

Die Literaturrecherche bei Pubmed ergab drei Publikationen mit den Suchbegriffen ‚obstetrics–delivery – spinal’. Hiervon war eine Studie relevant zum Thema Wirbelsäulenfraktur und Geburtsmodus5 verwendbar. El Kady et al. beschreiben an einer retrospektiven Fallkontrollstudie den Geburtsausgang der bestehenden Schwangerschaft in Korrelation zur Fraktur. Es zeigen sich für die unterschiedlichen Frakturlokalisationen verschiedene geburtshilfliche Risiken. Für die Lokalisation Wirbelsäule fand sich jedoch kein statistischer Zusammenhang zum materno-fetalen Geburtsausgang.

Ergebnis: Unter Abwägung der Informationen entschied sich die Patientin zu einem vaginalen Entbindungsversuch. 6 Tage über dem errechneten Entbindungstermin wurde sie mit regelmäßiger Wehentätigkeit und vollständig eröffnetem Muttermund im Kreissaal aufgenommen. Nach Amniotomie wurde ein lebensfrisches 3970g schweres Kind geboren. Postpartal war der Verlauf komplikationslos.

Schlussfolgerung: Vor dem Hintergrund der Literatur konnte im vorliegenden Fall im Konsens mit der Patientin eine Sectio vermieden werden.

Literatur: 1 Hematol Oncol Clin North Am. 2009 Dec;23(6):1299-316. Immune thrombocytopenia in pregnancy. Stavrou E, McCrae KR. 2 J Matern Fetal Neonatal Med. 2009 Nov;22(11):1081-5. Perinatal outcomes and complications of pregnancy in women with immune thrombocytopenic purpura. Belkin A, Levy A, Sheiner E. 3 Am J Obstet Gynecol. 2010 Nov;203(5):469.e1-8. Factor V Leiden mutation and pregnancy-related complications. Kjellberg U, van Rooijen M, Bremme K, Hellgren M. 4 Seizure. 2010 Mar;19(2):112-9. Epub 2009 Dec 24. Pregnancy with epilepsy: obstetric and neonatal outcome of a controlled study. Mawer G, Briggs M, Baker GA, Bromley R, Coyle H, Eatock J, Kerr L, Kini U, Kuzmyshcheva L, Lucas SB, Wyatt L, Clayton-Smith J; Liverpool & Manchester Neurodevelopment Group. 5 Am J Obstet Gynecol. 2006 Sep;195(3):711-6. Association of maternal fractures with adverse perinatal outcomes. El Kady D, Gilbert WM, Xing G, Smith LH