Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - PO01_02
DOI: 10.1055/s-0031-1293306

Serienfraktur der Wirbelsäule durch peripartalem Krampfanfall

F Ebner 1, A Seute 1, B Müssig 2, G Kutschka 3, A Rempen 1
  • 1Diakonieklinikum Schwäbisch Hall Frauenklinik mit Brust- und gyn. Krebszentrum, Schwäbisch Hall
  • 2Diakonieklinikum Schwäbisch Hall Abteilung für Radiologie, Schwäbisch Hall
  • 3Kliniken Südostbayern AG - Klinikum Traunstein, Traunstein

Ziel: Casus: 38-jährige IIIG0P ET+7 zur Geburtseinleitung. Eigenanamnese: essentielle, nicht therapiebedürftige Thrombozytopenie, Faktor-V-Mangel, Z.n. IVF. Aufnahmeuntersuchung: Portio sakral, Muttermund geschlossen CTG: undulatorisch, Baseline 130bpm, spontane Akzelerationen, keine Dezelerationen, keine Wehentätigkeit. US: zeitgerecht entwickelte Einlingsgravidität mit Vorderwand/Fundusplazenta und normalen feto-maternalen Dopplerwerten, AFI im Normbereich.

Methodik: vollständige Muttermundseröffnung nach Einleitung mit Prostaglandinen über 48h und nach spontanem Blasensprung wurde die nachlassende Wehentätigkeit mit Oxytocin-Infusion unterstützt. Nach 20min erstmalig Sehstörungen und ein Gefühl von ‚neben sich stehend an’. Das CTG war weiterhin unauffällig. Aufgrund von körperlicher Erschöpfung Durchführung einer Vakuumextraktion. 20 min nach problemloser Geburt eines lebensfrischen Kindes gab die Patientin erneut an, ‚neben sich zu stehen’ und erleidete 5 min später einen generalisierten Krampfanfall. Ohne Verzögerung wurden der Patientin 10mg Diazepam appliziert. Die intensivmedizinische Überwachung durch die Anästhesie blieb ohne Auffälligkeiten. Die konsiliarische Vorstellung in der Neurologie ergab keinerlei Ausfälle oder Hinweise auf die Krampfursache. Ein MRT zeigte keine intracerebrale Pathologie.

Ergebnis: Die Patientin klagte im Wochenbett über Rückenschmerzen und weitere Diagnostik ergab Frakturen der Brustwirbelkörper 11 und 12 sowie der Lendenwirbelkörper 1 und 2 (Bild 1). Eine Osteodensometrie ergab keinen Hinweis auf eine Osteoporose. Nach Vorstellung in der neurochirurgischen Abteilung wurde eine konservative Therapie mit Ruhigstellung im 2-Schalen-Korsett begonnen. Entlassung nach 8-wöchigem stationärem Aufenthalt bei regelhaftem Heilungsverlauf in die ambulante Versorgung.

Schlussfolgerung: Während der stationären Beobachtung keine weiteren Krampfanfälle, somit muss, nach Ausschluss einer Eklampsie, als Ursache die Belastung unter der Geburt kombiniert mit Schlafentzug angenommen werden.