Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV16_05
DOI: 10.1055/s-0031-1293304

Berliner Evaluationsbogen für Alkoholkonsum in der Schwangerschaft (Berliner EvAS) – Ein Tool zur Erfassung und Bewertung von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft

JP Siedentopf 1, M Nagel 2
  • 1Charite - Universitätsmedizin Berlin Campus Virchow-Klinikum Klinik für Geburtsmedizin, Berlin
  • 2Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin

Ziel: Folgeerkrankungen durch maternalen Alkoholkonsum (FAS, FASD) in der Schwangerschaft stellen die häufigste vermeidbare konnatale Fehlbildung bzw. Schädigung dar. Um Schwangeren mit hohem Risiko erkennen zu können, muss eine gezielte Anamneseerhebung zum Alkoholkonsum erfolgen. Je nach Risikoverhalten muss dann eine individuelle Beratung zur kompletten Alkoholabstinenz erfolgen.

Ziel war es ein zuverlässiges, praktikables und nicht stigmatisierendes Fragen- und Bewertungstool zu entwickeln.

Methodik: In einer interdisziplinären Arbeitsgruppe wurde das Frage- und Bewertungsschema entwickelt und in der Schwangerenberatung unserer Klinik auf seine Anwendbarkeit und Aussagekraft getestet.

Ergebnis: Die übliche Fragetechnik zur Erhebung des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft hat bei einer zuvor durchgeführten Untersuchung eine unbefriedigende Korrelation mit tatsächlich im Urin erfolgtem Nachweis von Alkoholkonsum gezeigt (1).

Wir stellen einen mit wenig Zeitaufwand anwendbaren, standardisierten Frage- und Bewertungsbogen vor, mit dem der Alkoholkonsum der Schwangeren zuverlässig erfasst und bewertet werden kann.

Schlussfolgerung: Durch die Vermeidung stigmatisierender Fragestellungen kann der Alkoholkonsum in der Schwangerschaft leichter thematisiert werden. Die standardisierte Beurteilung und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen können (hoffentlich) zu einer Reduktion von riskantem Alkoholkonsum in der Schwangerschaft führen.

Literatur: (1) Siedentopf, Nagel, Büscher, Dudenhausen: Alkohol konsumierende Schwangere in der Schwangerenberatung: Prospektive, anonymisierte Reihenuntersuchung zur Abschätzung der Prävalenz. Dtsch Arztebl 2004; 101(39): A-2623