Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV15_06
DOI: 10.1055/s-0031-1293299

HIV-Testung in der Schwangerenvorsorge – wo stehen wir?

K von Weizsäcker 1, F Müller 1, K El-Hussein 1, E Beinder 1, AL Freese 1, A Gingelamier 2
  • 1Klinik für Geburtsmedizin, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 2Universitätsfrauenklinik der LMU München - Innenstadt, München

Ziel: Die perinatale Übertragung von HIV kann durch rechtzeitige Therapie verhindert werden. Der fehlende HIV-Test ist die Hauptursache für Mutter-zu-Kind Übertragung von HIV in Deutschland. Dieser Test soll laut den seit 2007 geltenden Mutterschaftsrichtlinien allen Schwangeren empfohlen werden.

Methodik: Prospektiv wurden an der Klinik für Geburtsmedizin der Charité, Berlin, 160 stationär aufgenommene Frauen untersucht. Hierfür wurden sie nach einem HIV-Test in der Schwangerschaft gefragt, die Mutterpässe überprüft und die betreuenden Frauenärzte telephonisch befragt. Wenn die HIV-Testung nicht sicher nachvollzogen werden konnte, wurde den Schwangeren in der Klinik ein Test angeboten

Ergebnis: Bei 135 von 154 Schwangeren (87,7%) war ein HIV-Test durchgeführt worden. 7 (4,5%) war in der ambulanten Vorsorge kein Test angeboten worden, 9 (5,8%) hatten ihn abgelehnt, 3 davon stimmten ihm jedoch in der Klinik zu. Bei 6 Patientinnen waren die Daten zur Testung unvollständig. Insgesamt gab es bei 40/160 (25%) keinen Eintrag zur HIV-Testung im Mutterpass. Bei 53,1% war im Mutterpass „durchgeführt“ oder „erhoben“ dokumentiert, bei 7.5% „negativ“, bei 16 Frauen(10%) war – wie in den Mutterschaftsrichtlinien gefordert – nur die Beratung dokumentiert, von diesen 16 hatten 4 den Test abgelehnt, einer Patientin war trotz dieser Dokumentation kein Test angeboten worden. 15 der 40 Frauen ohne Dokumentation wurden in der Klinik getestet.

Schlussfolgerung: 2011 wurde mit über 90% deutlich mehr Schwangeren ein HIV-Test angeboten als 2008. Nur wenige Patientinnen lehnten den Test ab. Entgegen den Mutterschaftsrichtlinien wurde bei einem Großteil die Durchführung des HIV-Testes im Mutterpass dokumentiert. Bei den Frauen mit fehlender Dokumentation oder alleiniger Dokumentation der Beratung zum HIV-Test war der Anteil derer ohne verfizierbaren Test vor Aufnahme mit 43% hoch. Eine Änderung der Mutterschaftsrichtlinien hinsichtlich der Dokumentation ist dringend notwendig, auch um Kosten durch doppelte Testung zu vermeiden.