Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV13_06
DOI: 10.1055/s-0031-1293287

Seltener Fall einer schweren retroperitonealen Blutung nach Spontangeburt als lebensbedrohliche postpartale Komplikation

W Schulze 1, JP Siedentopf 1, MZ Muallem 2, W Henrich 1
  • 1Charite - Universitätsmedizin Berlin Campus Virchow-Klinikum Klinik für Geburtsmedizin, Berlin
  • 2Charité, CVK, Klinik für Gynäkologie, Berlin

Ziel: Postpartale Blutungen sind eine der Hauptursachen der Müttersterblickeit und gehen in der Regel mit einer äußerlich sichtbaren Blutung einher. Wir demonstrieren einen Fall einer mehrzeitigen, lebensbedrohlichen retroperitonealen Blutung nach unkomplizierter Spontangeburt, die erst 28 Stunden postpartal durch eine Schocksymptomatik klinisch manifest wurde.

Methodik: Fallbericht

Ergebnis: Nach unkomplizierter Spontangeburt ohne Geburtsverletzungen wurde eine 33-jährige IV.-Gravida, III.-Para in den ersten 24 Stunden post partum zweimalig durch eine Synkope klinisch auffällig. Der postpartale Hb-Wert betrug 9,6g/dl. Der Uterus war zu jeder Zeit fest kontrahiert, es bestanden keine äußeren Blutungszeichen. Die Patientin klagte lediglich über rechtsseitige Rückenschmerzen, die zunächst als unspezifische postpartale Beschwerden gedeutet wurden. Am Mittag des Folgetages kam es zu einem generalisierten Krampfanfall bei gleichzeitiger Kreislaufschocksymptomatik. Sonographisch fiel ein mit Koageln gefülltes Abdomen auf, so dass umgehend eine Notfallaparotomie erfolgte. Intraoperativ zeigte sich keine intraperitoneale Blutung, sondern ein massives rechtsseitiges retroperitoneales Hämatom, welches ca. 2,5 Liter Blut enthielt. Als Blutungsquelle wurde eine Leckage der rechten A. ovarica identifiziert. Aufgrund einer bereits eingetretenen Minderdurchblutung erfolgte die Adnektomie rechts. Bei einem intraoperativen Hb-Wert von 5,3g/dl wurden insgesamt 3 Erythrozytenkonzentrate sowie 3 Fresh-frozen-Plasmen transfundiert. Nach unauffälliger postoperativer intensivmedizinischer Überwachung konnte die Patientin auf die Wochenbettstation zurückverlegt werden.

Schlussfolgerung: Dieser Fall zeigt, dass bei einer Synkope nach unkomplizierter vaginaler Geburt auch an seltene innere Blutungskomplikationen gedacht werden muss.