Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV13_02
DOI: 10.1055/s-0031-1293283

Perinatale Morbidität und Mortalität in monochorialen und dichorialen Zwillingsschwangerschaften

S Grüßner 1, J Krümpelmann 1, C Peter 2
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hannover
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie, Hannover

Ziel: Bedeutung der Chorionizität bei Zwillingsschwangerschaften hinsichtlich der perinatalen Morbidität und Mortalität in einem Level 1 Perinatalzentrum.

Methodik: Über einen Zeitraum von 8 Jahren wurden retrospektiv 240 Zwillingsschwangerschaften (189 dichoriale, 51 monochoriale Gemini) analysiert. Sowohl maternale Parameter (Alter, Parität, vorzeitiger Blasensprung, Zervixinsuffizienz Gestationsdiabetes, Präeklampsie IVF/ICSI, Nikotinabusus), wie auch kindliche Parameter (Chorionizität, Geburtsgewicht, Gewichtsdifferenz zwischen Gemini von 5–25% und> 25%, Geschlecht, Kardiotokogramm, Doppler, pH- Wert) wurden hinsichtlich der Chorionizität ausgewertet. Postpartale Komplikationen in der ersten Lebenswoche wie Beatmung, Hirnblutung, Sepsis und Mortalität wurden ebenfalls untersucht. Das Signifikanzniveau wurde bei p < 0,05 festgelegt.

Ergebnis: Das Kardiotokogramm und der umbilikale Doppler waren signifikant häufiger pathologisch bei monochorialen Geminischwangerschaften. Monochoriale Zwillinge wurden signifikant früher (unreif) geboren, wiesen ein signifikant niedrigeres Geburtsgewicht auf, zeigten eine ausgeprägte Wachtumsdiskordanz (> 25%) zwischen den Zwillingen, wurden häufiger postpartal beatmet und wiesen häufiger postpartale pulmonale und enterale Infektionen auf. Das Hirnblutungsrisiko war bei den monochorialen vs. dichorialen Zwillingen nicht erhöht. Im Risikokollektiv der monochorialen Gemini zeigten 10 Feten Zeichen des feto-fetalen Transfusionssyndromes mit signifikant erhöhter Morbidität der extrem unreifen Kinder und signifikant niedrigeren Geburtsgewichten und schweren Wachstumsdifferenzen (> 25%) zwischen den Zwillingen. Die postpartale Mortalität lag insgesamt bei 1% und war bei monochorialen vs. dichorialen Zwillingen signifikant höher.

Schlussfolgerung: Monochoriale Zwillingsschwangerschaften sind durch höhere Morbidität und Mortalität belastet und stellen eine Herausforderung für das prä- und postpartale Management dar.