Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV12_01
DOI: 10.1055/s-0031-1293276

Copeptin – ein Marker für intrauterinen Stress bei Wachstumsretardierung

T Burkhardt 1, S Schwabe 2, HU Bucher 2, R Zimmermann 1, S Wellmann 2
  • 1Klinik für Geburtshilfe, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
  • 2Klinik für Neonatologie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Schweiz

Ziel: Bei Feten mit einer Wachstumsretardierung (IUGR) wird ein intrauteriner Stress mit Hypertonie angenommen. Dies stützt sich auf tierexperimentelle und dopplersonographische Untersuchungen. Vasopressin (AVP) ist ein Stresshormon zur Blutdruckregulierung, es ist instabil und nicht valide zu bestimmen. Copeptin ist ein Spaltprodukt des Prohormons von AVP und einfach im Plasma messbar. Ziel der Studie war, ob unterschiedliche Plasmakonzentrationen im Nabelschnurblut von IUGR-Feten und normalgewichtige Feten (AGA) messbar sind.

Methodik: Im Nabelschnurblut von 12 IUGR-Feten (Schätzgewicht < 5. Perz., pathologischer Doppler der A. umbilicalis) wurden die Konzentrationen von Copeptin und von den Propeptiden von Endothelin–1, Adrenomedullin und Atrial natriuretic peptide (ANP) bestimmt. Als Kontrollgruppe dienten 41 AGA-Feten (Schätzgewicht>10. u. < 90.Perzentile) mit entsprechendem Gestationsalter. Alle Kinder wurden per primärer Sectio caesarea entbunden. Schwangerschaften mit hypertensiven und anderen internistischen Erkrankungen wurden ausgeschlossen.

Ergebnis: IUGR-Kinder haben signifikant höhere Copeptinwerte als AGA-Kinder im Nabelschnurblut (23.2 pmol/l (6.7–449) vs. 5.1 pmol/l (2.5–53), p < 0.001; Median (Min-Max)). Kein Unterschied zeigte sich bei den Plasmakonzentrationen der Propeptide von Endothelin–1, Adrenomedullin und ANP. Alle Kinder wurden nach 34+0 Schwangerschaftswochen entbunden. Eine multivariate Regressionsanalyse zeigte eine Assoziation zwischen dem Copeptinspiegel und dem z-score des Resistance-Index der Arteria umbilicalis (p=0.034). Der Copeptinspiegel und die Geburtsgewichtsperzentile zeigen keinen signifikanten Zusammenhang (p=0.584).

Schlussfolgerung: Eine Wachstumretardierung führt zu einer Erhöhung von Copeptin im Nabelschnurblut, was durch eine Stressreaktion des Feten verursacht sein kann. Dadurch erlaubt das Copeptin den postpartalen Nachweis einer intrauterinen Stressreaktion des Feten und die Abgrenzung von einem konstitutionell kleinen Kind.