Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV11_01
DOI: 10.1055/s-0031-1293270

Die Neukonzeption des Mutterpasses–Ergebnisse einer Pilotstudie

MM Groß 1, S Schling 1, A Wiemer 2, K Vetter 3, C Peter 4
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, AG Hebammenwissenschaft, Hannover
  • 2Geschäftsstelle der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V., Storkow
  • 3Vivantes Klinikum Neukölln, Geburtsmedizin, Berlin
  • 4Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie, Hannover

Ziel: Seit Einführung des Mutterpasses (MP) erfolgten häufige Änderungen in Serologie und Ultraschalldiagnostik, nicht aber in Befund- und Anamnesekatalog. Wir untersuchten, ob ein aktualisierter MP den Erfordernissen einer modernen Schwangerenvorsorge entspricht.

Methodik: Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe konzipierte einen „neuen“ MP. Neben den obligatorischen Anforderungen der Mutterschafts-Richtlinien wurden persönliche Einträge der Schwangeren und eine Geburtsortplanung berücksichtigt. Der „neue“ MP wurde 8 geburtshilflichen und neonatologischen Fachärzten, 7 Hebammen und 8 Schwangeren zur Evaluation vorgelegt. Anmerkungen waren im MP und in einem elektronischen Fragebogen möglich. Die Anmerkungen wurden von zwei Personen sieben verschiedenen Kategorien zugeteilt. Ein Mitglied führte die Auswertung zweifach durch. Inter- und Intra-Rater-Reliabilität wurden berechnet.

Ergebnis: 20 von 23 Befragten evaluierten den „neuen“ MP (87%), 19 den Fragebogen. 90% hatten einen guten allgemeinen Eindruck. Mehrheitlich wurde angegeben (92%), dass es sich mit dem „neuen“ MP gut arbeiten ließe. Die Schwangeren bewerteten insbesondere die Möglichkeit zu Selbsteinträgen positiv (83%). Die 296 Anmerkungen waren in 7–13% der Nennungen allgemeine Kommentare. 24–35% der Nennungen bezogen sich auf den „grundsätzlichen Eindruck eines thematischen Abschnitts“. „Kommentare zur Schwangerenvorsorge“ kamen in 16–20% vor. 19–31% der Nennungen entfielen auf strukturelle Aspekte, z.B. Gliederung. Die Kategorie „Nichtfachbezogene spezielle Bemerkungen“ (z.B. Praxisgebühr) wurde in 4%–9% der Fälle angegeben. Zu Verständnisproblemen kam es in 5–8%. Auf die Kategorie „Sonstiges“ entfielen 4–9%. Die Inter-Rater-Reliabilität betrug kappa=0,43, die Intra-Rater-Reliabilität kappa=0.55.

Schlussfolgerung: Die moderaten Kappawerte könnten an einer unzureichenden Trennschärfe der Kategorien liegen. Die Berücksichtigung der obligatorischen Mutterschafts-Richtlinien scheint die Innovationskraft des „neuen“ MP's limitiert zu haben.

Literatur: Schling S Hillemanns P Groß MM. Zur Historie des Mutterpasses und seines Aktualisierungsbedarfs. Z Geburtshilfe Neonatol. 2009; 213; 42-8