Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV10_06
DOI: 10.1055/s-0031-1293269

Optimierung der peripartalen Betreuung von Mutter und Kind in Notfallsituationen: hilft das Simulationstraining?

C Monod 1, C Vökt 1, M Gisin 1, S Gisin 2, I Hösli 1
  • 1Universitätsspital Basel, Frauenklinik, Basel, Schweiz
  • 2Universitätsspital Basel, Departement für Anesthäsie, Basel, Schweiz

Ziel: Gerade im Notfall, wo unter immensem Druck gearbeitet werden muss, ist ein sofortiger und koordinierter Handlungsablauf im betreuenden Team, interdiziplinär und multiprofessionell, für ein optimales Management essenziell. Wir stellen Resultate zur Nachhaltigkeit der fachspezifischen Kompetenz in geburtshilflichen Notfallsituationen vor.

Methodik: Nach Darstellung der klinischen Algorithmen werden mit den Teilnehmern (TN) 6 Notfallsituationen (Schulterdystokie, postpartale Hämorrhagie, Eklampsie, maternal Basic Life Support, neonatale Reanimation, vaginal-operative Geburtsbeendigung) an geburthilflichen Simulationsmodellen mit anschliessender Debriefing trainiert. Folgende fachspezifischen Kompetenzen werden anonym durch einen Fragebogen mit Likert-Skala direkt im Anschluss, sowie ca. 3 Monate später erhoben: Kontrolle der Notfallsituation, Kenntnisse der Algorithmen, Kommunikation im Team.

Ergebnis: 105 Fragebogen wurden analysiert. Der Anteil Assistenzärzte, Fachärzte und Hebammen betrug 30.5%, resp.38,1% resp. 31,4%. 42,3,% hatten mehr als 10 Jahre Berufserfahrung, 39 ,4% weniger als 5 Jahre. Im Vergleich zu den Angaben direkt nach dem Kurs hatten die TN nach 3 Monate das Gefühl, Notfallsituationen völlig oder eher besser unter Kontrolle zu haben (57.1% vs. 20.8%) und die Algorithmen völlig oder eher bessser präsent zu haben (57.1% vs. 44.4%). 3 Monate nach Kurs hatten sich 85% der TN in ihrer Kommunikation im Team verbessert. 23 Fragebogen wurden personbezogen direkt und 3 Monate später analysiert. Am meisten profitierten Fachpersonen mit Erfahrung 0–5 Jahre. Die TN, die direkt nach dem Kurs, das Gefühl hatten, die NF-Situationen gar nicht oder eher nicht unter Kontrolle zu haben, fühlten sich 3 Monate später zu 100% sicherer.

Schlussfolgerung: Die Implementierung eines Simulationstraining stärkt die fachspezifische Kompetenz nachhaltig und trägt zur Optimierung der peripartalen Betreuung von Mutter und Kind in Notfallsituationen bei.

Literatur: Draycott T, Sibanda T, Owen L, Akande V, Winter C, Reading S, Whitelaw A. Does training in obstetric emergencies improve neonatal outcome? BJOG 2006; 113:177-182 Draycott T, Crofts J, Ash J, Wilson L, Yard E, Sibanda T, Whitelaw A. Improving Neonatal Outcome Through Practical Shoulder Dystocia Training Obstet Gynecol 2008, 112: 14-20