Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV10_05
DOI: 10.1055/s-0031-1293268

Manuelle Plazentalösung – Can we do better? – Retrospektive Erhebung aller manuellen Plazentalösungen eines Perinatalzentrums über 5 Jahre

A Krafft 1, F Urner 1, J Kurmanavicius 1, R Zimmermann 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz

Ziel: In der modernen Geburtsmedizin ist eines der herausragenden Ziele die Sicherheit von Mutter und Kind. Ein wichtiger Punkt hier ist die Minimierung des Blutverlustes peripartal. Dies kann unter anderem durch Standardisierung von Abläufen erreicht werden. Ein Risikofaktor für einen erhöhten Blutverlust stellt die Plazentaretention nach vaginaler Geburt dar. In der vorgestellten Untersuchung haben wir das Management und Outcome manueller Plazentalösung an unserer Klinik untersucht und nach systematischen Verbesserungsmöglichkeiten in den Abläufen gesucht.

Methodik: In Zeitraum von 2004 bis 2009 wurden alle manuellen Plazentalösungen nach vaginaler Geburt untersucht. Die Daten wurden aus dem Klinikinformationssystem PERINAT und den Krankengeschichten generiert.

Ergebnis: Im untersuchten Zeitraum wurden 11018 Geburten (11641 Kinder) registriert, davon waren 6522 vaginale Geburten (59.2%). In 144 Fällen war eine manuelle Plazentalösung notwendig (2.2%). Das Schwangerschaftsalter betrug im Mittel 37.2±5.6 Wochen. Der geschätzte Blutverslust betrug 1318.5±712.4ml, der Hb wert postpartal 8.4±1.9g/dL.19 Patientinnen erhielten Bluttransfusionen, 10 benötigten FFP und 8 Frauen erhielten Fibrinogen. In einem Fall musste eine Hysterektomie durchgeführt werden. Das mittlere Zeitintervall zwischen Geburt und Geburt der Plazenta war 84 Minuten (±33.3 min). Eine Anästhesie wurde begonnen nach im Mittel 62 Minuten (±25.3 min).

Schlussfolgerung: Seit langem ist bekannt, das die Gefahr eines höheren Blutverlustes bzw einer Uterusatonie mit längerem Intervall Geburt – Ende der Nachgeburtsperiode steigt. In unserem Fall fanden die Geburten an einem Perinatalzentrum mit ca. 2500 Geburten/ Jahr und komplett vorhandener Infrastruktur statt. Trotzdem verstrichen bei Plazentaretention im Mittel 84 Minuten bis zur Lösung der Plazenta. Die Etablierung eines fixen Ablaufschemas mit festen Zeitgrenzen soll dazu führen, Blutverlust und Dauer der Nachgeburtsperiode zu begrenzen.