Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV06_04
DOI: 10.1055/s-0031-1293243

Immunmodulatorische Effekte von klinisch relevanten gram-positiven Bakterien auf das angeborene fetale Immunsystem in der Schwangerschaft

E Reuschel 1, L Deml 2, U Zähringer 3, B Seelbach-Göbel 4
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg, St. Hedwig/Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Regensburg
  • 2Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Regensburg, Regensburg
  • 3Abteilung für Immunchemie des Forschungszentrum Borstel, Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften, Borstel
  • 4Lehrstuhl für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg, St. Hedwig/ Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Regensburg

Ziel: Das Ziel vorliegender Forschungsarbeit ist die Untersuchung immunmodulatorischer Effekte gram-positiver vaginal isolierter Bakterien (Streptokokken, Staphylokokken und Enterokokken) und deren Zellwand-Muster (Lipoteichonsäuren, Peptidoglykane und CpG-enthaltende Nukleinsäuren) auf das Immunsystem des Feten.

Methodik: Nabelschnurblutlymphozyten wurden mit aufgereinigten Lysaten unterschiedlicher Konzentration von Streptokokkus agalactae, Staphylokokkus aureus und Enterokokkus faecalis stimuliert, die aus Vaginalabstrichen schwangerer Frauen mit vorzeitiger Wehentätigkeit isoliert worden waren. Nach 4 und 36 Stunden Inkubationszeit wurde die Ausschüttung von pro- (IL–6, TNF), anti-inflammatorischen (IL–10) und TH1-Typ (INF-γ, IL–12) -Zytokinen und Chemokinen (IL–8, MCP–1, MIP–1α, MIP–1ß) mittels ELISA (Luminextechnologie) bestimmt.

Ergebnis: Streptokokkus agalactae (ß-Streptokokken) induzierte vor allem die Ausschüttung des proinflammatorischen Zytokins IL–6, des TH1-Typ-Zytokins IFN-γ und des Chemokins IL–8. Bei Staphylokokkus aureus war die stärkste Produktion des antiinflammatorischen Zytokins IL–10, des proinflammatorischen Zytokins TNF-α, des TH1-Typ-Zytokins IL–12 und der Chemokine MIP1-α und MIP1-ß zu beobachten. Enterokokkus faecalis rief die stärkste Ausschüttung des Chemokins MCP–1 hervor. TH2-Typ-Zytokine (IL–4 und IL–5) wurden nicht festgestellt.

Schlussfolgerung: Das Ausmaß und Profil der Zytokinantwort gibt Hinweise auf das immunmodulatorische Zusammenspiel des fetalen Immunsystems. Dieses Modell kann direkt nach Isolierung der Nabelschnurblut-CBMCs durch Stimulation mit verschiedensten vaginal isolierten Bakterien durchgeführt werden. Diese gelangen meist als Darmbakterien in die Vaginalschleimheit und provozieren konkrete Zytokinprofile von entzündungsfördernden bzw. –hemmenden Markerzytokinen. Dies kann Ausgangspunkt für eine differenziertere prognostische Diagnostik bei Frühgeburtssymptomatik sowie langfristig für gezieltere Therapieoptionen sein.

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