Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV06_02
DOI: 10.1055/s-0031-1293241

Der extrem frühe vorzeitige Blasensprung <24+0 SSW: Therapie und fetal outcome

B Hinken 1, A Lange 2, M Zygmunt 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
  • 2Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung Neonatologie, Greifswald

Ziel: Der extrem frühe vorzeitige Blasensprung vor der vollendeten 24.SSW ist mit einer schlechten fetalen Prognose verbunden und birgt die Gefahr einer mütterlichen Gefährdung durch eine Infektion. Welche therapeutischen Möglichkeiten bestehen und wie sind mütterliches und fetales outcome bei Fortführen der Schwangerschaft?

Methodik: Die Daten von 10 Schwangeren mit extrem vorzeitigem Blasensprung zwischen der 15+6 SSW und 23+6 SSW wurden gemeinsam mit dem fetal outcome ausgewertet.

Ergebnis: Alle Schwangeren erhielten initial eine Antibiose mit Claforan und Clont, teilweise Gentamycin, gefolgt von einer Dauerantibiose nach Resistogramm der Vaginalabstriche. Nach Erreichen der 24+0 SSW erfolgte eine RDS- Prophylaxe und in 2 Fällen eine Kurzzeittokolyse. Die Latenzzeit bis zur Entbindung variierte zwischen 10–168d. Klinisch entwickelte eine Patientin ein AIS, histologisch konnte in 3 Fällen eine Chorionamnionitis nachgewiesen werden. Von den 7 überlebenden Feten wiesen 4 leichte/mittlere neuropädiatrische und 2 schwere Auffälligkeiten auf, ein Kind hatte eine Lungenhypoplasie.

Schlussfolgerung: Bei einem extrem vorzeitigen Blasensprung bleibt die Therapie als individueller Konsens zwischen Eltern, Geburtshelfern und Neonatologen wegen zu erwartender Probleme eine Einzellfallentscheidung. Trotzdem ist ein Abwarten gerechtfertigt und kann mit einem positiven Schwangerschaftsausgang verbunden sein. Allerdings erlauben die geringe Fallzahl und die fehlenden Langzeitentwicklungsprognosen sowie die wenigen Publikationen zu dieser Thematik keine abschliessende Empfehlung.