Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV06_01
DOI: 10.1055/s-0031-1293240

Risikofaktoren periventrikulärer Leukomalazie

A Denzler 1, T Burkhardt 1, G Natalucci 2, S Das-Kundu 2, R Zimmermann 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
  • 2Klinik für Neonatologie, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Schweiz

Ziel: Während früher die peripartale Asphyxie als Ursache für eine periventrikuläre Lekomalazie (PVL) gehalten wurde, gehen neuere Studien eher von einer entzündlichen Genese im Zusammenhang mit einer Chorioamnionitis (CA) aus. Ziel war es, zu untersuchen, welche Faktoren mit einem erhöhten PVL Risiko assoziiert sind. Als Klinik mit einem konservativen Management bei vorzeitigem Blasensprung (pPROM) interessierte speziell, ob ein Hinauszögern der Geburt das PVL Risiko erhöht.

Methodik: Retrospektiv wurden alle zw. 1993–2008 in unserer Klinik geborenen Kinder mit PVL bzgl. einer Reihe von vermuteten Risikofaktoren mit einer Kontrollgruppe verglichen: Chorioamnionitis, Geschlecht, Geburtsgewicht, Gestationsalter, Blasensprung-Geburts-Intervall (BGI). Die Analyse erfolgte mit einer multiplen logistischen Regression.

Ergebnis: Bei 32 Kindern wurde die Diagnose PVL gestellt (Prävalenz 0.99‰). Mit einer Ausnahme wurden alle Kinder vor 34 Wochen mit einem Gewicht < 2500g geboren. 24 waren Knaben. Die CA-Häufigkeit war 18/32 (56.3%) in der PVL-Gruppe vs. 73/6440 (1.1%) in der Kontrollgruppe. CA (OR 35.9; 95%CI 12.5–102.7) und männliches Geschlecht (OR 3.3; 95%CI 1.3–8.4) konnten als Risikofaktoren identifiziert werden, nicht signifikant war ein BGI>48h (OR 1.8; 95%CI 0.6–5.3), Protektiv war ein Geburtsgewichtsanstieg pro 100g (OR 0.85; 95%CI 0.8–0.9). Bei pPROM steigt unter einer konservativen Therapie das PVL Risiko zunächst leicht an, sinkt aber nach 2 Tagen kontinuierlich durch die Zunahme des fetalen Gewichts.

Schlussfolgerung: Unsere Daten bestätigen, dass die PVL vorwiegend sehr kleine Knaben mit einer CA betrifft. Da die Frühdiagnose einer CA klinisch häufig schwierig ist, muss im Alltag auf andere Parameter ausgewichen werden, z.B. das BGI. Wird bei pPROM sofort entbunden, wirkt sich dies im Falle einer CA protektiv für das Neugeborene aus, schadet jedoch dem Kind, wenn kein Infekt vorliegt. Unsere Daten stützen das Procedere, in Abwesenheit einer klinischen CA vor 34 Wochen die Geburt hinauszuzögern.