Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV05_02
DOI: 10.1055/s-0031-1293235

Vergleich von klinischer und außerklinischer Geburtshilfe in Niedersachen (ProGeb-Studie)

LM Köhler 1, A Petersen 1, B Vaske 2, MM Groß 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, AG Hebammenwissenschaft, Hannover
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Biometrie, Hannover

Ziel: Seit vielen Jahren finden ca. 98% aller Geburten in der Klinik statt. Dennoch ist in der außerklinischen Geburtshilfe eine rege Forschungsaktivität zu beobachten1,2,3. Die vorliegende Studie hatte zum Ziel, geplante klinische und außerklinische Geburten mit dem gleichen Erhebungsinstrument miteinander zu vergleichen.4

Methodik: Außerklinische und klinische Geburten in Niedersachsen wurden im Jahr 2005/2006 im Rahmen der ProGeb-Studie erfasst5. Teilnehmen konnten Frauen mit Einlingsschwangerschaft in Schädellage ab der 35. Schwangerschaftswoche. Entsprechend den Ergebnissen einer systematischen Literaturrecherche wurde eine Risikoselektion durchgeführt6. Diese hatte zum Ziel, eine anhand der anamnestischen Daten vergleichbare Gruppe im klinischen und außerklinischen Bereich zu erhalten und führte zu einer Stichprobe von n=1273.

Ergebnis: Von 415 Gebärenden im außerklinischen Bereich waren 152 (36,6%) Erst- und 263 (63,4%) Mehrgebärende. 20,4% der Erst- und 4,2% der Mehrgebärenden wurden subpartal in die Klinik verlegt. Unter den 858 Gebärenden in der Klinik waren 439 (51,2%) Erst- und 419 (48,8%) Mehrgebärende. Außerklinisch wurde seltener eingeleitet sowie weniger Interventionen während des Gebärens und in der Austreibungsperiode angewandt als in der Klinik. Erstgebärende im außerklinischen Bereich (94,7%) erlebten häufiger eine Spontangeburt als in der Klinik (73,6%). Beim kindlichen Outcome zeigte sich kein Unterschied. Das mütterliche Outcome unterschied sich. Bei außerklinischen Erstgebärenden war eine höhere Rate von Dammrissen I. oder II. Grades zu beobachten im Vergleich zu Gebärenden in der Klinik. Ebenfalls traten Weichteilverletzungen wie Scheidenrisse und Labien- oder Klitorisrisse und Plazentalösungsstörungen bei außerklinisch Gebärenden häufiger auf.

Schlussfolgerung: Eine außerklinische Geburt ging in dieser Studie zwar mit weniger Interventionen einher, jedoch auf Kosten einer höheren Rate an mütterlichen Komplikationen. Das kindliche Outcome unterschied sich nicht.

Literatur: 1) Wax JR, Lucas FL, Lamont M, Pinette MG, Cartin A, Blackstone J. Maternal and newborn outcomes in planned home birth vs planned hospital births: a metaanalysis. Am J Obstet Gynecol. 2010; 203:243.e1-8. 2) Hayden EC. Home-birth study investigated. Nature. 2011. doi:10.1038/news.2011.162. 3) Horton R. Offline: Urgency and concern about home births. Lancet. 2010;376:1812. 4) Köhler L. Vergleich von geplanten klinischen und außerklinischen Geburten in Niedersachsen. Doktorarbeit Medizinische Hochschule Hannover. Eingereicht 2011. 5) Petersen A, Ayerle GM, Frömke C, Hecker H, Gross MM; for the ProGeb Study Team. The timing of interventions during labour: Descriptive results of a longitudinal study. Midwifery. 2010 Dec 10. doi:10.1016/j.midw.2010.10.017 6) Koehler LM, Petersen A, Bernloehr A, Vaske B, Gross MM. The Hannover eligibility index for out-of-hospital birth. 6th International Research Conference Normal Labour and Birth 13.-15.06.2011 Grange over Sands, England